Anamnese.
schlechter Schlaf usw. Psychisch finden sicli Reizbarkeit
Weinerlichkeit, Niedergeschlagenheit, hysterische Zustände
und verhältnismässig häufig Melancholie. Letztere Seelen
störung bevorzugt auch bei Männern die Zeit des Rück
bildungsalters.
Exzessive Onanie wird oft fälschlich als Ursache angegeben,
während die gesteigerte Libido schon ein Krankheitssymptom dar-
stelltc. Die Gefahren der Onanie werden sehr übertrieben. Es
kommt weniger darauf an, ob überhaupt Onanie bestanden hat,
als 1 auf die Frage, wie lange ?
Erschöpfende Momente, die Gelegenheitsursachen
bilden, sind SiecliTüni rrnd Schwächung durch die verschie
densten chronischen Krankheiten (Cärcinomkachexie, Anämie,
Diabetes, langdauernde Eiterungen, Herzleiden usw.), pro
fuse Blutungen, angreifende Operationen (besonders Star
operation mit Dunkelbehandlung), Strapazen, Unterernährung,
Ueberarbeitung.
y Nach G e m ü ts e r r eg.un ge n wie Angst,.Schreck, Aerger,
Kummer, Sorget Enttäuschung, unglücklicher Liebe ent
wickeln sich besonders bei disponierten Personen (Psycho
pathen) hysterische (psychogene) Geistesstörungen, doch
scheinen jene Momente auch bei zahlreichen anderen Psy
chosen eine gewisse Rolle als Hilfsursachen zu spielen. Nur
ist es nicht immer leicht, zu entscheiden, ob die Gemüts
erregung wirklich Ursache und nicht vielmehr erstes Sym
ptom beginnenden Irreseins war.
In der Haft, zumal Einzelhaft, sind psychische Erkrankungen
häufig. Bei Untersuchungsgefangenen beobachtet man vor allem
das Auftreten von hysterischen (psychogenen) Geistesstörungen,
die in der Regel nach Unterbrechung der sie verursachenden Haft
rasch ablaufen: Ganscrscher Symptomenkomplex, Stupor; hallu
zinatorische und paranoide Krankheitsbilder. Bei Alkoholisten
kann Delirium tremens auftreten. Bei Strafgefangenen herrschen
chronische Psychosen vor: paranoide, hypochondrische, queru
latorische Wahnbildung, katatonische Erregungen. Wahn, be
gnadigt zu sein, entwickelt sich bisweilen bei lebenslänglich Ver
urteilten.
5. Beginn der Erkrankung.
Man frage nach den ersten auffälligen Erscheinungen.
Der Beginn der Erkrankung wird gewöhnlich vom Patienten
und seinen Angehörigen zu spät angesetzt.