Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

24 Status somaticus. 
dass eine organische Veränderung im Zentral 
nervensystem vorgegangen ist. Sie findet sieh als 
dauerndes Symptom fast ausschliesslich bei 
Dementia paralytica und Tabes dorsalis. Bei Lues 
cerebri kommt es häufiger zur absoluten Pupillenstarre 
(gleichzeitiges Fehlen der Konvergenzreaktion) durch Oeulo- 
motoriuserkrankung. Auch im epileptischen Anfalle handelt 
es sich vermutlich um absolute Starre, nur ist hier die 
Konvergenzreaktion wegen der Bewusstseinsstörung nicht 
zu prüfen. Ferner erzeugen die Gifte Morphium, Skopolamin, 
Atropin usw. vorübergehend absolute Starre. Seltener findet 
sich diese bei Arteriosklerose des Gehirns, bei Alcoholismus 
chronicus und nach Gehirntrauma. 
Die gelegentliche Pupillenstarre im hysterischen Anfalle hängt, 
ebenso wie dio Erweiterung hier, wahrscheinlich mit den heftigen 
Muskclspannungen zusammen. Auch sie ist eine absolute; des 
gleichen die selten im katatonischen Stupor beobachtete vorüber 
gehende Pupillenstarre. 
Methoden zur Prüfung der Lichtreaktion. 
Man prüft auf reflektorische Pupillenstarre jedes Auge 
einzeln, indem man das andere so lange mit einer Hand ver 
deckt, um nicht durch dio konsensuelle Lichtreaktion gestört zu 
werden. Um die Konvergenzreaktion auszusehliessen, lässt man 
den Patienten einen feststehenden, nicht zu nahen Punkt fixieren. 
Untersucht man hei hellem Sonnenlicht, so lasse man den Kranken 
zum Fenster hinaussehen und beschatte zeitweise das zu prüfende 
Auge mit der freien Hand. Sobald diese fortgezogen wird, und 
das Licht ins Auge einfällt, verengt sich normalerweise die Pupille. 
Oder man stelle den Kranken seitwärts zum Fenster und lasse 
sich von ihm ruhig anblicken, während das zu untersuchende Auge 
voll beleuchtet ist. Beim Beschatten desselben durch die Hand 
erweitert sieh die Pupille und verengt sieh wieder, wenn dio Hand 
fortgezogen wird. Der Patient darf nicht das Auge schliessen, 
weil hei festem Lidschluss (Innervation des Orbicularis oculi durch 
den Facialis) als Mitbewegung im Oculomotorius eine Pupillen 
verengerung erfolgt, das sogenannte Westphal-Piltzsche Orbi- 
■cularisphänomen (unrichtigerweise Kneifreflex genannt.) Besser 
noch prüft man im Dunkelzimmer, oder wenigstens in einer 
schlecht beleuchteten Ecke des Zimmers, wobei der Kranke mit 
dem Rücken zum Fenster steht. Man benutzt dann als Lichtquelle 
einen Wachsstock, eine elektrische Lampe oder dergl,, die man 
abwechselnd dem Auge von der Seite her nähert und entfernt, 
während der Kranke dem Untersucher ruhig ins Auge blickt. Man 
kann den Kranken auch mit dem unverdeckten Auge direkt in die
	        
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