Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Augenbewegungen. 
Lichtquelle hineinsehen lassen, falls man eine Linse dazwischen 
hält, die, seitlich verschoben, bald ihren Lichtkegel in die Pupille 
fallen lässt, bald daneben. Sträubt sich ein erregter Kranker 
gegen jede derartige Untersuchung, mag man noch zum Ziele ge 
langen, indem man ihn aus dem Dunkeln ins Hello führt und um 
gekehrt und dabei beobachtet, ob sieh die Pupillenweite deutlich 
ändert. Bei dieser groben Prüfung lassen sich indessen Konvergenz 
und konsensuclle Reaktion nicht sicher aussehliessen. 
Wurde die Lichtreaktion als fehlend erkannt, hat der 
positive Ausfall der Konvergenzreaktion den Beweis zu er 
bringen, dass es sich um eine reflektorische Pupillenstarre 
handelt. 
Von einer trägen Lichtreaktion spricht man dann, 
wenn trotz prompter Konvergenzreaktion die Pupille sich 
auf Licht nur sehr langsam und unausgiebig zusammenzieht. 
Oft handelt es sich hier um das Vorstadium einer reflekto 
rischen Pupillenstarre (Dementia paralytica, Tabes), doch 
können toxische Vorgänge (Alkohol-, Morphium-, Skopolamin 
gebrauch) im Spiele sein, ferner Senium, unzureichende Be 
leuchtung usw., so dass Vorsicht am Platze ist. 
Bei der seltenen myotonischen Konvergenzreaktion (nach 
Trauma capitis) dauert es nach jeder Konvergenz längere Zeit, bis 
die einmal verengte Pupille sich auf Blick in die Ferne wieder 
erweitert. 
Unter Hippus versteht man schnelle, ausgiebige Aenderun- 
gen der Pupillenweite unabhängig von Konvergenz, Beleuchtung 
und anderen äusseren Beizen. Hippus tritt im epileptischen An 
falle, im katatonischen Stupor auf, aber auch bei Gesunden. Es 
ist damit nicht die Erscheinung zu verwechseln, dass bei trägerer 
Lichtreaktion einer Pupille diese im Dunkeln die engere, im Hellen 
die weitere ist. 
Paradoxe Pupillenreaktion hat man \ die Erweiterung 
auf Licht genannt. Hier handelt es sich wohl um Beobachtungs 
fehler. 
Pupillenunruhe: Der Irissaum des Gesunden steht nicht 
still, sondern unterliegt fortwährenden Schwankungen, die bei 
psychischen Reizen (Anrede, Schmerz, Schreck) lebhafter werden. 
Es scheint, dass diese Unruhe besonders bei Katatonie und Hebe- 
phrenic herabgesetzt ist oder sogar fehlen kann. Man untersucht 
zuverlässig nur mit der AA r estiensehen Lupe oder mit dem bin 
okularen Mikroskop von Zeiss. 
Die Augenbewegungeu, welche durch den III., IV. 
und A r I. Hirnnerven reguliert werden, prüft man zunächst, 
indem man einen hin und her bewegten Gegenstand (Finger, 
Bleistift, Licht) unverwandt fixieren lässt. Bei Blinden wird 
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