Anstrengung, die dabei nötig wird, führt zu zahlreichen
Mitbewegungen im Gesicht. Die Sprache ist oft langsam,
nasal, monoton, lallend, auch meckernd.
Man prüfe auf artikulatorische Sprachstörung sorgfältig bei
jeder Psychose durch Nachsprechenlassen geeigneter Paradigmata,
wie: Dritte reitende Garde-Artillerie-Brigade, Donau-Dampfschiff-
Schleppschiffahrts-Gesellschaft, Konstitutionelle Monarchie, Zwit
scherndes Schwalben-Zwillingspaar, Schleimige Schellfischflosse,
Selterwasserflaschenverschluss, Flanelllappen, blauer pinselförmiger
Schimmelpilz usw. Der Paralytiker sagt dafür z. B.: „Drittere
reitendere Artillalballileriegade“; „Artillillerie“ (Verdopplung) oder
„Arlerie“ (Zusammenziehung).
Die artikulatorische Sprachstörung mit Silben
stolpern ist charakteristisch für Dementia para-
ly.tica. Aehnliches Stolpern findet sich höchstens vor
übergehend zuweilen bei toxischen Zuständen, Infektions
psychosen, Delirium tremens, epileptischer Verwirrtheit.
Krampfartiges mehrfaches Wiederholen der Endsilbe hat man
Logoklonie genannt; z. B. für Anton: „Anton-ton-ton-ton-ton“.
Sie findet sich besonders bei Dementia paralytioa, doch auch bei
Dem. senilis und präseniler Verblödung.
Anhonie. Tonlosigkeit der Sprache, wird durch Stimmband
lähmung (N. recurrens vagi) hervorgerufen; findet sich ausserdem
psychisch bedingt bei Hysterie und einzelnen Psychosen.
Boi Taubstummheit lernt das Kind nicht sprechen, weil
es nicht hören kann. Die Taubheit kann in den ersten Lebens
jahren erworben (Meningo-Encephalitis) oder angeboren sein. Solche
Kinder lallen nur wenig im Gegensatz zu den Hörstummen, die
den Tonfall der Umgebung nachahmen. Hier handelt es sich schon
um Aphasie' (siehe unten).
Muti.smus oder Mutacismus, Stummheit ist ein psy
chisches Symptom. (Siehe unter Status psychicus!)
b) Aphasie.
Die Aphasie, Verlust der Wortsprachbilder, ist ein
cerebrales Herdsymptom, beruht auf Störungen in der Rinde
der linken Grosshirnhemisphäre (siehe S. 36). Wir unter
scheiden hier zwei Haupttypen:
1. Die motorische Aphasie mit dem Sitz in der
dritten linken Stirnwindung (Brocas motorisches Sprach
zentrum. Vgl. das Schema!): Der Patient versteht’ das
zu ihm gesprochene Wort. Er befolgt Aufforderungen,
kann benannte Gegenstände zeigen. Der Patient verfügt
über die Wortklangbilder; aber er hat die Fähig
keit verloren, selbst zu sprechen und Gegenstände
Status somaticus.