Zwölftes Kapitel
Es schlug sechs Uhr.
Felix, der seit ein paar Stunden regungslos in seinem
Stuhl vor dem Schreibtisch gesessen hatte, schrak zu
sammen. Dem Schlag der Uhr folgte ein harter, heulen
der Ton, der draußen die Lust langgezogen durchschallte.
Das Zeichen, daß für die Leute der Tag begann.
Felix empfand plötzlich, daß ihn sehr fror. Er stand
auf und trat ans Fenster.
Im Glas spiegelte sich die gelbe Flamme der Lampe
grell und blank und verhinderte den Blick, in die Nacht
hinauszudringen.
Das Licht branirte schon trübe, und der Docht, der
sich wie eine Schlange im leeren Bassin wand, sog schon
den letzten Tropfen Petroleum aus.
Es war sehr kalt im Zimmer.
Felix legte die Stirn gegen die Scheibe; diese be
rührte ihn wie Eis. Wer er drängte den Kopf nur
fester gegen das kalte Glas. Das tat dem fieberheißen
Hirn wohl.
Die dunkle Morgenstille wurde zum zweitenmal unter
brochen. Ein Hundegebell erscholl und das Rasseln einer-
eisernen Kette.
Felix trat vom Fenster zurück, mit einer schweren,
müden Bewegung.
Der Tag begann also, der Tag, der ihn hier nicht
mehr sehen durfte.