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die verderbten Juden die heilige Hostie durchbohren, das Blut
herausspritzen und das weiße Tischtuch sich röthern Da sie
sogleich das Sakrament erkannte, lief sie erschreckt zum Bürger
meister und erzählte ihm das Geschehene, wie sie es
gesehen hatte.
„Zwischen dein Wunderglauben und der historischen Kritik
giebt es nun einmal keine Vermittelung", und es kann meine
Ausgabe nicht sein, die Möglichkeit oder die Unmöglichkeit auch
dieses Wunders zu beweisen; genug, in Folge dieser Beschul
digungen brach das Unheil über die Breslauer Judenschaft
herein. Der erwähnte Bauer, die Stadtknechtin und deren
Mann wurden eingekerkert und nach damaligem Verfahren
gefoltert und auf Grund der den Verhafteten abgepreßten
Geständnisse erfolgte sechs Wochen nach jener ersten Aufführung
die Verhaftung sämmtlicher Juden der Stadt, Männer, Frauen
und Kinder, und ihre Habe wurde unter Siegel gelegt. Einigen
war es gelungen, zu entfliehen, aber nach einer viertägigen
Hetzjagd wurden sie wieder eingebracht und ebenfalls in den
Werfer geworfen.
Auf den Rath Capistranos, der sich gerade in Neisse auf
hielt, wurden die weiteren Befehle des eben dreizehnjährigen
Königsknaben Ladislaw eingeholt, der am 22. Mai zwei
Kommissare nach Breslau sandte.
Das Beispiel der Breslauer hatte in Schweidnitz, Striegau,
Löwenberg, Jauer, Reichenbach und Liegnitz Nachahmung ge
sunden, wo gegen die Juden ganz dieselben Anklagen erhoben
wurden wie in Breslau, so daß am 26. Mai ein dritter könig
licher Kommissar für ganz Schlesien mit dein Aufträge ab
geschickt wurde, alle Güter, Geldbriefe, Pfandbeschreibungen :c.
der Juden mit Beschlag zu legen.*)
Mittlerweile kehrte auch Capistrano aiu 19. Mai zurück,
nahn: sich mit großem Eifer der Untersuchung gegen die Juden
an und lud den in Neisse sich aufhaltenden Bischof Peter ein,
dieselben vor das geistliche Gericht zu ziehen und zu diesem
Zwecke selbst nach Breslau zu kommen. Allein dieser zog es
*) Markgraf), Gesch. Schlesiens und Oelsner, Urkunden.