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Raschi, die Bücher Esther, die Klagelieder des Jeremias und
die Peßachhagade und das Alles geschah in einen: fast unver
ständlichen Kauderwelsch." *)
Wenn das Kind des Mannes Vater ist, dann konnte ans
solchen Kindern keine Männer und Frauen werden, die kulci-
virten Menschen eingereiht werden können und wenn es anders
werden sollte, dann mußte anfgeräuint werden mit den: alten
Wußt und die Kinder eine menschenwürdige Erziehung erhalten.
Es wiederholt sich oft, daß aus dem Tode frisches Leben
wächst, und so geschah es auch, daß nach einen: langen Winter
schlaf durch die Pflege eines geschickten Gärtners ein frischer
Trieb in diesen scheinbar verdorrten Baum der Erkenntniß kam.
Ein neuer Frühling war gekommen; es sproßte und keiinte
überall- Alles bedeckte sich mit grünen: Laub und lud zur Ruhe
und Erfrischung unter schattigen Zweigen ein.
Dieser geschickte Gärtner war wiederum kein anderer als
Moses Mendelssohn, unter dessen Einfluß schon im Jahre 1778
die israelitische Freischule in Berlin gegründet wurde, an welcher
Männer wie Friedländer, Bendavid, Meyer Hirsch und Zunz
als Lehrer oder Direktoren wirkten. Die reindeutsche Sprache
wurde zur Gundlage des Unterrichts gemacht, der Kenntniß
der Bibel sollte eine höhere Bedeutung gegeben werden als
der des Talmuds und daher den Letzteren erst in späteren
Jahren zum Gegenstand des Unterrichts zu machen; dahingegen
das frühere Lebensalter zum regelrechten Unterricht in den
Elementargegenständen des Schreibens, Lesens und Rechnens
zu benützen, zu denen später auch Geographie, Geschichte und
endlich noch die französische Sprache hinzukamen.
In Breslau wurde den Juden die Pforte zur Bildung
durch den König Friedrich Wilhelm II. selbst geöffnet, denn in
seinem Erlaß vom 12. Mai 1790 heißt es ausdrücklich:
„Es ist schlechterdings nothwenig, daß in Breslau eine
ordentliche, aus einigen Klassen bestehende Unterrichtsschule
eingerichtet werde, bei dieser Schule sind vernünftige Lehrer
*) Straßburger, Geschichte der Erziehung.