54
jüdischen Glaubens sind die Waffengefährten ihrer Mitbürger ge
wesen und wir haben unter ihnen Beispiele des wahren Helden
muths und der rühmlichen Verachtung der Todesgefahren auf
zuweifen." Ferner sagt derselbe: „Aus der Gesammtliste der
bei Belle-Alliauce gefallenen Krieger geht hervor, daß allein von
jüdischer Confesfion 55 Landwehroffiziere ihr Leben geopfert
haben."
Nach dem Sturze Napoleons war wieder Ruhe und Friede
in's Land gekommen. Es konnte jeder an seine gewohnte Arbeit
gehen, und somit wollen auch wir wieder der ferneren gedeih
lichen Entwickelung der hiesigen Gemeinde folgen.
Im Jahre-1817 war ihr Miethskontrakt mit dem Eigen-
thümer der Tempelsynagoge abgelaufen und man sah sich genöthigt
Schritte zu thun, um ein größeres Gotteshaus zu schaffen, nicht
blos wegen einer zu erwartenden Miethserhöhnng, sondern wegen
des durch Zuzug aus den Nachbarstädten rapiden Anwuchses der
Mitgliederzahl, eine Folge des letzten Ediktes, nach welchem die
Juden überall im Lande frei wohnen, Grundstücke erwerben und
jedes erlaubte Geschäft treiben durften.
Ein um die Gemeinde sehr verdienter Mann, Philipp
Silberstein, der Stammvater einer hochachtbaren Familie, hatte
den Platz Wallstraße 14 gekauft und sich bereit erklärt eine ge
eignete Synagoge zn bauen, deren Vollendung sich aber bis zum
Jahre 1829 hinzog. Die Einweihung derselben, welche am
10. April desselben Jahres stattfand, war ein wahrer Freuden
tag für die ganze Gemeinde, die bereits ca. 5000 Mitglieder
zählte. Noch nie hatten sich die Juden in Breslau in so großer
Zahl, in einem so prachtvollen Raume zusammengefunden und
es schien, als sollte damit ein neuer Abschnitt im hiesigen Ge
meindeleben anfangen. Das neue Gotteshaus war von innen
und außen auf's herrlichste geschmückt, aber außer der Ein
weihungsfeier, bei welcher der Landesrabbiner S. Tiktin, der
Zweite dieses Namens, ein hebräisches Gebet verrichtete, blieb
alles beim Alten. Im Gottesdienst wurde keine Veränderung
vorgenommen, obgleich sich bei der reformatorischen Strömung
der Zeit der Wunsch fühlbar geinacht haben mag, hier uub dort