Untersuchungen über den Einfluss der Röntgenstrahlen auf Eitererreger des Pferdes. 11
Wenn schon das Resultat des dritten Versuches den Verdacht berechtigt erscheinen lässt,
lass die stillen Entladungen in grosser Röhrennähe den Grad der Schädigung mit beein-
lussen, so zeugt doch die scharfe Abbildung des Bleiausschnittes auf der Kultur davon, dass
.hre Wirksamkeit nur von untergeordneter Bedeutung sein kann. Man müsste denn
gerade annehmen, dass sie sich senkrecht zur Glaswand fortpflanzen und dann natürlich, wie
aus dem Mittelpunkt der Kugel kommend, ein scharfes Bild erzeugen könnten. Der Grad ihrer
Mitwirkung wird also im folgenden noch genauer zu ermitteln sein.
Desgleichen spricht die scharfe Umgrenzung dafür, dass den sekundären Röntgen-
strahlen gar keine oder eine nur unerhebliche Wirkung beizumessen ist.
Es bleibt schliesslich noch die Frage, ob die erzielten Wachstumshemmungen als eine
direkte Einwirkung der Röntgenstrahlen auf die Bakterien anzusehen sind, oder ob
sie sich etwa erst sekundär als Folge von Nährbodenverschlechterung erklären
lassen, was ja bei den beschriebenen Veränderungen des Agar im bestrahlten Teil nicht
unmöglich ist.
Versuchsreihe B.
Zur Klärung der Frage, ob und inwieweit hinsichtlich der Beeinflussung des
Wachstums der Erreger durch die Röntgenstrahlen etwa Nebenwirkungen wie
eine Veränderung des Nährbodens infolge der Bestrahlungen oder von der Ober-
fläche der Röhre ausgehende elektrische Entladungen zu berücksichtigen sind,
werden die folgenden beiden Versuche angestellt.
VI. Versuch.
Eine mit quadratisch ausgeschnittenem Bleideckel versehene Agarplatte wird in 11,5 cm Anti-
zathodenabstand der Bauerröhre exponiert, die jetzt richtig belastet bei 11 cm Funkenstrecke 1,3 Milli-
ımpere und 6,2 Wehnelt Härte in 14 Minuten die E. D. für 23 cm Antikathodenabstand gibt. Der
Nährboden muss also in 49 Minuten 14 E. D. erhalten haben.
Derselbe wird dann mit Bakterien aus demselben Stamm des Staphylococcus pyogenes au-
‚eus wie in Versuch II besät, bei deren Gewinnung vor allem darauf geachtet worden ist, dass kein
anbestrahlter Nährboden auf die exponierte Fläche übertragen wird. Es wird zu diesem Zweck eine 24
stündige, gut bewachsene Agarkultur mit aufgetropfter physiologischer Kochsalzlösung an einer kleinen
Stelle durch vorsichtiges Überstreichen mit der Platinöse von ihrem Kulturbelag ohne Verletzung des
Nährbodens befreit. Die so infizierte Kochsalzlösung wird nach einigem Schütteln in sterilem Reagenz-
zlas filtriert und von dem Filtrat einige Tropfen gleichmässig auf der exponierten Agarplatte verteilt.
Resultat. Der Nährboden als solcher hat sich nicht verändert, denn obgleich die schon vor-
her beschriebene Klärung diesmal mit grosser Deutlichkeit sichtbar gewesen ist, wachsen die Bakterien
auf bestrahlter und unbestrahlter Fläche gleich gut.
Gegen die Möglichkeit einer Nährbodenverschlechterung lässt sich auch nachträglich noch das
Resultat des dritten Versuches anführen; denn auf einem in bezug auf Nährwert veränderten Agar wären
lie im Zentrum des bestrahlten Feldes übrig gebliebenen Kolonien wohl kaum zu der ihre Umgebung
iberragenden Grösse angewachsen.
VIL Versuch. |
Um auch die Wirkung der elektrischen Entladungen gesondert zu prüfen, wird eine Agarplatte
mit einer 24stündigen Bouillonkultur des Bacillus pyocyaneus durch Auftropfen und Verteilen be-
3ät. Der Bazillus hatte sich zufällig in einem Agarröhrchen als graugrüne Kolonie mit hellerem Rand
angesiedelt und dem Nährboden eine leichte Grünfärbung verliehen, Der hängende Tropfen zeigt be-
wvegliche Stäbchen. Die Bouillonkultur hat einen eigentümlich aromatischen Geruch, ist diffus getrübt,
nit leichter Kamhaut bedeckt und fluoresziert grün. Die Platte wird dicht an die Röhrenwand gestellt,
ınd zwar so, dass der Mittelpunkt der einen Kreishälfte in 1,5 cm Entfernung dem Punkt des zweiten
Hauptschnittes gegenüber liegt, in welchem dieser von der Grenzlinie zwischen fluoreszierender und
lunkler Kugelhälfte getroffen ist. Die Schale wird nur mit einem Bleistreifen bedeckt, welcher zu der
ärenzlinie zwischen heller und dunkler Röhrenhälfte ungefähr senkrecht steht. Während der Bestrah-
lung wird eine photographische Platte unter der Petrischale 10 Sekunden lang mitbelichtet.
Die für diesen Versuch verwandte Monopolröhre gibt mit Motorunterbrecher bei 13 cm paralleler
Funkenstrecke 0.4 Milliampere und 7,5 Wehnelt Härte in 30 Minuten die Erythemdosis für 23 cm Anti-