Full text: Über die Verwendbarkeit des Medinals in der Veterinär-Chirurgie

Medinal in der Veterinärchirurgie. 13 
fähigkeit des Mastdarms nicht irgendwie zu beeinflussen. In mehreren 
Fällen wurde dann der Anus eine Zeit mit den Fingern verschlossen, um 
ein Auspressen der Lösung zu verhüten, meistens war das aber nicht 
nötig. Beim Pferde räumte ich den Mastdarm manuell aus und ließ 
dann das Medinal, in !/2 Liter Wasser gelöst, einlaufen. Auch hier wurde 
einige Zeit der Anus mit einem Jutebausch verschlossen. 
A. Versuche an Katzen, 8. Versuch, Katze I, weibl., 3,5 kg schwer, 
3 Jahre alt, erhält am 16. Juli nachmittags 3 Uhr 40 Min. 3,5 ccm einer 
LOprozentigen Lösung rektal (0,1 g pro Kilo Körpergewicht). Nach 5 Min. 
tritt Taumeln und Schwäche in der Hinterhand ein. Die Katze stößt 
öfter an Gegenstände an. Bei geringer Erregung verstärken sich diese 
Symptome bis 4'/ 2 Uhr und lassen dann die hypnotische Wirkung in den 
Vordergrund treten. Die Katze hält sich mit Mühe aufrecht sitzend, 
indem sie ständig dabei hin- und herpendelt. Die Augen sind halb ge- 
schlossen. Bald fällt das Tier ganz auf die Seite, indem es einmal um 
seine Längsachse rollt. Ein ihm jetzt vorgehaltenes Stück Fleisch er- 
greift es gierig und nimmt es hastig auf, dabei immer auf der Seite 
liegend. Das dritte Augenlid ist vorgefallen und überzieht die innere 
Hälfte der Augen. Die Pupille ist stark erweitert, reagiert aber gut 
auf einfallendes Licht. Der Korneareflex ist etwas abgeschwächt. Auf 
Kneifen und Stechen reagiert das Tier mit Schreien und Abwehrbewe- 
gungen. Der Schlaf wird gegen 5 Uhr fest und ruhig und hält so bis 
in den Nachmittag des nächsten Tages hinein an. Am Abend des 
17. Juli ist keine Veränderung im Wesen des Tieres mehr zu be- 
merken. 
9. Versuch. Katze II, weibl., 2,5 kg schwer, 72 Jahr alt, erhält 
am 16. Juli nachmittags 3 Uhr 40 Min. 2,5 ccm einer 10prozentigen 
Lösung rektal (0,1 g pro Kilo Körpergewicht). Schon nach 3 Min. macht 
sich eine Schwäche in der Hinterhand und ein leichtes Taumeln bemerk- 
bar, das sich bis 4 Uhr bedeutend verstärkt. In großer Unruhe läuft 
das Tier — überall anstoßend — im Käfig umher, bis dieser Zustand 
um 4’Jz Uhr seinen Höhepunkt erreicht. Das Tier springt gegen das 
Gitter des Käfigs, schreit, fällt zurück, überschlägt sich und rollt dabei 
einige Male um seine Längsachse. Trotzdem besteht noch Freßlust, denn 
hastıg wird ein vorgehaltenes Stück Fleisch verzehrt. Um 5’ Uhr hat 
die Erregung einem tiefen Schlafe Platz gemacht. Tief und ruhig 
atmend, liegt das Tier auf der Seite, nur ab und zu leicht mit dem 
Kopfe nickend. Mydriasis besteht, doch reagiert die Pupille gut. Die 
Reflexe und die Schmerzempfindlichkeit sind nicht sonderlich herab- 
gesetzt. — Abends 9 Uhr besteht noch fester Schlaf, der aber am anderen 
Morgen früh 7 Uhr geschwunden ist. Um diese Zeit unterscheidet sich 
das Tier nicht von den anderen, 
B. Versuche an Hunden. 10, Versuch, Box, weibl., 7,5 kg schwer, 
'/z Jahr alt, erhält am 7. August nachmittags 2 Uhr 56 Min. 7,5 ccm 
einer 10prozentigen Lösung rektal (0,1 g pro Kilo Körpergewicht). Nach 
12 Min. zeigt sich die Wirkung in leichtem Taumeln, zu dem sich bald 
eine mittelgradige Unruhe gesellt, die den Hund zwecklos hin- und her- 
wandeln läßt. Gegen 3 Uhr 45 Min. tritt bei dem jetzt ruhigen Hunde 
die Schläfrigkeit in den Vordergrund. Mit gespreizten Vorderbeinen 
sitzt der Hund pendelnd da, bis er schließlich langsam zur Seite fällt 
und fest und ruhig einschläft. Der Schlaf hält an bis in den nächsten 
Nachmittag. Die Reflexe sind während der Dauer des Versuches vor- 
handen und kaum merklich abgeschwächt.
	        
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