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O. Meyer.
gewöhnlicher Stellung fressend vor, Es sucht beim Oeffnen des Käfigs,
etwas schwankend, zu entfliehen. Die Hinterbeine werden auffallend
langsam hochgehoben, doch läßt sich diese eigentümliche Bewegung
nicht als Gehen bezeichnen. Die Erscheinungen schwinden langsam, so
daß das Kaninchen erst 9 Stunden nach der Injektion frei von Gleich-
gewichts- und Bewegungsstörungen ist.
18, Versuch, Das Kaninchen I, 1,51 kg schwer, erhält am 2. August
nachmittags 2 Uhr 36 Min. 4 ccm einer 10prozentigen Lösung injiziert
(0,266 g pro Kilo Körpergewicht). Nach 21 Min. stellt sich ein leichtes
Taumeln ein, das sich sehr bald erheblich verstärkt. Das Tier fällt um
und liegt 3 Uhr 10 Min. auf der Seite mit von sich gestreckten Beinen.
Es verharrt fast regungslos in dieser Stellung, während die motorische
Lähmung weiter fortschreitet. Das dritte Augenlid fällt vor, die Musku-
latur erschlafft fast vollständig, so daß man das Tier in jede Lage
pringen kann, ohne Widerstand zu finden. Es besteht Mydriasis, die
Pupille reagiert nur wenig, Kornea- und Analreflex und Schmerzempfin-
dung sind vorhanden, aber deutlich abgeschwächt. Um 5 Uhr etwa
treten öfter leichte Zuckungen der Hintergliedmaßen auf, auch einige,
zum Teil knirschende Kaubewegungen sind wahrzunehmen. Die Atmung
ist ruhig, oberflächlich, Abends 9 Uhr sitzt das Tier in seiner gewöhn-
lichen Stellung, es zeigt nur etwas Benommenheit (läßt sich leicht greifen)
und weist den in Versuch 17 erwähnten ataktischen Gang auf. Am
nächsten Morgen unterscheidet sich das Kaninchen nicht von den anderen.
19. Versuch, Am 2. August nachmittags 2 Uhr 38 Min. erhält das
Kaninchen II 5 ccm der 10prozentigen Lösung injiziert (0,83 g pro Kilo
Körpergewicht). Die ersten Schwächeerscheinungen zeigen sich 2 Uhr
50 Min.; sie gewinnen aber bald an Intensität, so daß das Tier um 2 Uhr
58 Min., also 20 Min. nach der Injektion, im Hinterteil gelähmt ist, sich
aber noch mühsam (cf. Versuch 17) auf den Vorderbeinen kriechend,
fortbewegt. Der scheue und ängstliche Blick deutet auf Erregung. Doch
bald tritt das Bild des Versuches 18 auf. Das Tier liegt, ruhig atmend,
ausgestreckt auf der Seite, die Reflexe sind herabgesetzt, die Muskulatur
erschlafft, das dritte Augenlid ist vorgefallen. Abends (8 Uhr) dauert
dieser Zustand noch an, am nächsten Morgen bietet das Tier in seinem
Benehmen keine Abweichungen von dem der anderen.
20. Versuch. Das Kaninchen des vorigen Versuches erhält am
12. August nachmittags 5 Uhr 52 Min. 7,5 ccm einer 10prozentigen Lösung
subkutan (0,5 g pro Kilo Körpergewicht). Leichtes Taumeln setzt um
6 Uhr 15 Min. ein, doch zeigt das Kaninchen dabei lebhafte Freßlust.
Bis 6 Uhr 40 Min. haben sich die Lähmungserscheinungen so verstärkt,
daß sich das Tier nur noch mühsam fortbewegt, wobei das fast be-
wegungslose Hinterteil, auf der Seite liegend, nachschleift. Bald tritt
der in den vorhergehenden Versuchen beschriebene Zustand ein, der
auch am nächsten Tage noch unverändert andauert. Erst abends 7 Uhr
hat sich das Kaninchen aufgerichtet, es macht jetzt trotz einer deut-
lichen Schwäche der Hinterhand einen munteren Eindruck.
21. Versuch, Dem Kaninchen IV, 1,5 kg schwer, werden am
12. August nachmittags 5 Uhr 53 Min. 10 ccm einer 10prozentigen Lösung
injiziert (0,66 g pro Kilo Körpergewicht). Das Stadium des Schwankens
und Taumelns, das um 6 Uhr 10 Min. beginnt, wird sehr abgekürzt,
denn schon 6 Uhr 15 Min. ist das Tier auf die Seite gefallen. Es ver-
harrt, ruhig atmend, ohne vorher Erregung gezeigt zu haben, in dieser
Stellung. Das dritte Augenlid fällt vor, die Reflexe sind noch deutlich
vorhanden. Zwischen 6/2 und 8 Uhr beobachte ich öfter Kaubewegungen,