0 . Meyer:
Von den vielen Narkotika der Humanmedizin haben sich
nun besonders drei in die Tierheilkunde eingeführt und wer-
den auch viel verwandt: das Morphium, Chloroform und
Chloralhydrat.
Beim Hunde, aber nicht bei der Katze, bei der man
nur eine Erregung erhält, wird das Morphium als Narkoti-
kum von guter und auch andauernder Wirkung angewandt,
Die Chloroformnarkose ist gefährlich beim Hunde und noch
mehr bei der Katze, da man leicht eine Lähmung des At-
mungszentrums und des Herzens erhält (Fröhner [141]). Die
Wirkung des Chloralhydrats setzt bei diesen Tieren mit zu
starker Erregung ein.
Beim Pferde dagegen wird in der chirurgischen Klinik
fast ausschließlich und mit bestem Erfolge das Chloralhydrat
gegeben, das neben einer Herabsetzung der Sensibilität eine
Muskelschwäche hervorruft und damit die Gefahr des Nieder-
Jegens stark vermindert. Das Morphium erzeugt beim Pferde
eine Erregung, die sich bis zur Tobsucht steigern kann,
Chloroform führt eine gute Narkose herbei nach anfänglichem
Erregungsstadium, hat aber den großen Nachteil, daß es nicht
vor dem Niederlegen gegeben werden kann und eine längere
Beobachtung des Tieres nach der Narkose erfordert.
Seit einigen Jahren ist nun das Veronal, nachdem es
in der Humanmedizin eine gute Aufnahme und große Ver-
breitung gefunden hatte, auch in der Veterinärmedizin als
Sedativum angewandt worden. Als Ersatz des Veronals er-
schien dann das Medinal, dem gewisse Vorzüge vor diesem
nachgerühmt werden,
Auf Anregung meines Chefs, des Herrn Prof, Dr. Eber-
lein, stellte ich mit diesem Präparate Versuche an, um fest-
zustellen, ob und in welcher Hinsicht eine Verwendung des-
selben in der Veterinärchirurgie aussichtsvoll sei, ob als
Hypnotikum oder als Sedativum.
Eine angenehme Pflicht ist es mir, Herrn Prof. Eber-
lein für das meiner Arbeit entgegengebrachte Interesse an
dieser Stelle meinen herzlichsten Dank aussprechen zu dürfen.
Auch Herrn Dr. Silbersiepe, Repetitor der Klinik, danke
ich für die Aufmerksamkeit, die er meinen Versuchen ge-
schenkt hat.
Literatur, Nach vorhergehenden Tierversuchen ist das Medinal
von seinem Entdecker Steinitz [1] in die Menschenheilkunde ein-
geführt worden. Er wandte es im Moabiter Krankenhause als Ersatz
für das schwer lösliche Veronal an. Verabreicht wurde es von ihm in