Full text: Über die Verwendbarkeit des Medinals in der Veterinär-Chirurgie

Medinal in der Veterinärchirurgie. ) 
Dosen von 0,5—1,0 g sowohl per os, gelöst in einem Viertel- bis einem 
halben Glase Wasser, eventuell unter Zusatz von Zuckerwasser und 
szüßem Wein, als auch rektal in Form eines Klistiers. Hier benutzte er 
Lösungen von 0,5—1,0 g in ca. 5 ccm Wasser, Per os erhielten die 
Patienten das Salz bei säurefreiem Magen, 3—4 Stunden nach der 
Abendmahlzeit, rektal zu jeder Zeit. Steinitz machte die Erfahrung, 
daß das Salz bei stomachikaler Applikation unter Beachtung der. Säure- 
freiheit des Magens gut wirkt, eine schnellere Wirkung dagegen bei 
rektaler Anwendung erreicht wird, Verordnet wurde es von ihm bei 
schweren Angstzuständen, bei Schlaflosigkeit und Erregungszuständen 
und ferner als Morphiumersatz bei Morphiumentziehungskuren. Er hatte 
überall gute Erfolge, indem er einen ruhigen erquickenden Schlaf von 
6—8 Stunden herbeiführte. In 2 Fällen von Morphinismus endlich er- 
hielt er eine prompte Heilung. Ueber die Verwendung in Form der 
subkutanen Injektion urteilt er zurückhaltend, da ihm nicht genügend 
Versuche als Unterlage dienen. Er verweist die subkutane Anwendung 
in die psychiatrische Praxis, wo sie bei sonst schwer zugänglichen Pa- 
tienten anzuwenden wäre. Das Salz kommt in dieser Form nach seiner 
Ansicht nicht auffallend schnell, sondern intensiv zur Wirkung, so daß 
er die Dosis von 0,5 g für reichlich hoch bemessen erachtet. Er empfiehlt 
zur subkutanen Injektion eine 10prozentige Lösung, da stärkere Lö- 
sungen wegen der Schmerzhaftigkeit intramuskulär injiziert werden 
müssen und auch dann noch Empfindlichkeit an der Injektionsstelle 
hinterlassen, 
Munk [2] berichtet über die Verwendung des Medinals in der 
psychiatrischen und Nervenklinik der Charite. Er verwandte es bei 
50 Kranken, die durch ihr wechselndes Krankheitsbild die verschiedensten 
Bedingungen darboten. Angewandt wurde es neben der stomachikalen 
Applikation in Dosen von 0,5—1,5 g. bei ruhigen Geisteskranken, meist 
in Form der subkutanen Injektion (ca. 200) in 10- und 20prozentigen 
Lösungen und in Dosen steigend von 0,4—1,0 g. Einen Unterschied in 
der Wirkung bei stomachikaler und subkutaner Anwendung hat er nicht 
feststellen können. Im ganzen sind seine Erfahrungen nicht so gut. 
Er gebrauchte oft größere Dosen als beim Veronal und konnte an der 
Injektionsstelle zum Teil recht erhebliche Schmerzhaftigkeit wahrnehmen. 
Schlaf trat verschiedentlich ein, aber erst nach Stunden. Nach ihm ist 
das Medinal in Dosen bis zu 1,0 g nicht imstande, die beruhigende 
Wirkung des Hyoscins hervorzubringen und zu ersetzen, Komplikationen 
hält Munk für selten und fraglich, er beobachtete in einem Falle 
Speichelfluß, der aber auch psychischen Ursprungs sein konnte, dann 
ein juckendes Exanthem, Abszeß am Oberschenkel bei 6 Injektionen, 
and in einem Falle bei Verabfolgung per os Erbrechen, das aber auch 
vielleicht Folge eines Diätfehlers sein konnte, 
Sehr günstig über das Medinal und seine Verwendung in der 
psychiatrischen Praxis urteilt Prato [3]. Er applizierte es in allen 
drei Formen. Rektal zieht er wegen ihrer Reizlosigkeit und schnellen 
Resorption konzentrierte Lösungen vor. Subkutan verwendet er sterile, 
frisch bereitete Lösungen, Die Dosis ist 0,5—0,7—1,0 g. Er verabreicht 
es besonders bei schweren Erregungserscheinungen, oft mit Gesichts- und 
Gehörshalluzinationen verbunden. Neben dem sicheren Eintreten eines 
erquickenden 4—5stündigen Schlafes rühmt er die sedative Wirkung 
des Präparates, die sich darin äußert, daß die Erregungszustände viel 
seltener werden und leichter und vorübergehender Natur sind. Er 
wandte es selbst bei herzkranken alten Patienten an und hat nie Nach-
	        
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