Medinal in der Veterinärchirurgie.
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Likudi [8] wandte das Medinal in 86 Fällen an und hält es für
ein ziemlich sicheres Schlafmittel von milder Wirkung, die meist in
3iner halben Stunde eintritt und 7—8 Stunden anhält. Durch gleich-
zeitige Gabe anderer Narkotika kann man den Schlaf verlängern. Der
Schlaf ist ruhig, nicht sehr tief und meist ohne Unterbrechungen, für
deren Ursachen er große Nervosität und starke Hustenanfälle erklärt.
In der Mehrzahl der Fälle wandte er eine Dosis von 0,5 g an — nur. in
4 Fällen stieg er auf 1 g — und zwar meist gelöst in schwachem, etwas
süßem Tee (58 Patienten), 23mal gab er das Präparat in Oblatenform
und nur 5mal als Klysma. Die Indikation für die Verordnung waren
bei ihm Angstzustände und Schlaflosigkeit im Verlaufe von Herz- und
Lungenkrankheiten. Außerdem gebrauchte er das Medinal bei einer
Morphiumentziehungskur mit gutem Erfolge. Er hebt ferner neben der
hypnotischen die sedative Wirkung des Medinals hervor und ist geneigt,
ihm eine günstige Wirkung dahin zuzuschreiben, daß es imstande ist,
asthmatische Anfälle abzukürzen und den Hustenreiz zu mindern. Als
Nebenwirkung traten nach ihm in 32 Proz. der beobachteten Fälle
Eingenommensein des Kopfes, Kopfschwindel und Kopfschmerzen beim
Erwachen auf, die aber bis auf einen Fall, bei dem Anlage zur Migräne
vorhanden war, nach einigen Stunden verschwanden.
In der Tierheilkunde wurden die einzigen Versuche mit Medinal
von Roschig [9] gemacht. Er wandte das Medinal in allen 3 Formen,
subkutan, per os und rektal bei gesunden und kranken Hunden, bei
Katzen, Hühnern, Tauben und beim Pferde und Rinde an. Er be-
zeichnete es als ein bei kleinen Tieren (Hunden, Katzen, Hühnern und
Tauben) anwendbares Sedativum. Als Hypnotikum ist ihm die Wirkung
des Präparates zuweilen unsicher, während noch dazu bei den dann
anzuwendenden größeren Dosen die Nebenwirkungen (Unruhe, Auf-
regung, Krämpfe) zu sehr in den Vordergrund treten würden. Die Ver-
suche an kranken Hunden betrafen solche, die an der nervösen Form
der Staupe (Krämpfe und choreatische Zuckungen) erkrankt waren.
Während des erzielten Medinalschlafes setzten die Krampferscheinungen
aus, kehrten aber später in derselben Intensität wieder. Die Dosen
unterscheidet er in Schlaf- und Todesdosis. Sie betragen:
Schlafdosis 'Todesdosis
0,11—0,14 0,16 (!)
0,23—0,4 0.51
0,16— 0,22 0,3
9,12 —0,14 0,25
Ueber die Verwendung des Medinals beim Pferde und Rinde kommt er
bei je 2 Versuchen zu keinem Resultate, doch neigt er der Ansicht zu,
daß hier die Lähmungserscheinungen in den Vordergrund rücken.
Pharmazeutische Chemie.
Als im Jahre 19038 als neues und sehr wirksames Schlaf-
mittel von Fischer und Mehring das Veronal in die Medi-
zin eingeführt wurde, war man bald bemüht, ein Schlafmittel
herzustellen, das mit der Wirkung des Veronals eine leichte
Wasserlöslichkeit verband.