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Sexualzelle c wird die Disposition so gering, daß die Krankheit
nicht auftreten wird. Die anderen Fälle nehmen Mittelstellungen
ein, d. h. die Krankheit wird in geringem Grade oder nur unter un-
günstigen Lebensbedingungen eintreten oder sich nur zeigen, wenn
von dem anderen Elternteil noch belastete Chromosomen hin-
zutreten.
Leidet die Mutter nicht an der Krankheit des Vaters, so könnte
sie doch einige belastete Chromosomen seitens ihrer 4 Groß- oder
8 Urgroßeltern besitzen, die für sich allein die Krankheit nicht zur
Erscheinung bringen können. In der Figur B, Abb. 11, ist die An-
nahme gemacht, daß die Mutter von Vater oder Mutter drei belastete
Chromosome geerbt hat. Die Eizellen können dann 0—3 davon
enthalten. Hierbei sind vier Fälle möglich. Wenn die reife Eizelle
z. B. die Kombination d mit den drei belasteten Chromosomen
enthält, so wird die vom Vater herrührende Belastung verstärkt,
was nicht geschieht, wenn die Eizelle die Kombination f erhalten hat.
Zum Beweise der Men de1schen Regeln mögen einige andere
Beispiele aus der Tierzucht dienen, die man auch zur Ergründung
von Fehlervererbungen benutzen kann. Hornlosigkeit beim Rinde
dominiert über den Hornbesitz, was beim Schaf umgekehrt der Fall
ist. Erbsen- oder Rosenkämme dominieren beim Haushuhn über
die Rassen mit einfachen Kämmen, ebenso wie hierbei der Brütetrieb
über das schlechte Brüten dominiert. Bei Mäusen dominiert die
normale Bewegung über das Tanzen der Tanzmäuse.
Aus der Hundezucht wissen wir, daß das Vorstehen des Jagd-
hundes über die mehr latente Eigenschaft des Herausstoßens des
Wildes dominiert. Aber eine Gesetzmäßigkeit dieser Dominanz gibt
es nicht. Kreuzungen von Vorstehhunden mit Airedales und Pudeln
lassen oft die Eigenschaft des Vorstehens auf diese Rassen über-
gehen. Kreuzungen zwischen Hühnerhunden und Teckel haben
nie vermocht, den Produkten die Eigenschaft des Vorstehens zu
übertragen, weil bei letzteren die Eigenschaft des Herausstoßens zu
überlegen ist. Weiter wissen .wir von den Hunderassen, daß die
Kürze des Kurzhaares über die Länge des Langhaares dominiert,
aber nicht über die Länge des Rauhhaares. (Siehe: „Unser Jagd-
hund“, Band 7, Nr. 24, Engelmanns Kreuzungsversuche von
Kurzhaarteckeln mit rauhhaarigen, wobei bis in der 3. und 5. Gene-