Euterbotryomykose der Stute. 19
Regio masseterica gebildet, der entleert wurde... Auch entstanden in der
Folgezeit neue Eiterherde am hinteren Rande der linken Euterhälfte,
deren Inhalt ebenfalls Abfluß geschaffen wurde.
Trotz energischer Behandlung trat eine andauernde Ver-
schlimmerung im Befinden der Stute ein. Nach 6wöchentlicher Be-
handlung traten plötzlich blutiger Nasenausfluß, ödematöse Anschwel-
lung der Gliedmaßen und Petechien auf den Schleimhäuten der Nase
und der Augen auf. Wegen dieser hinzugetretenen Erkrankung an
Petechialfieber wurde Patient der medizinischen Klinik überwiesen,
wo er nach 2 Tagen starb. Die Sektion ergab die pathologisch-
anatomischen Veränderungen der Pyämie.
Fall YI, Eine wiederholt wegen Abszeßbildung im KEuter tier-
ärztlich behandelte, braune, 12jährige Stute wurde am 21. August 1908
der Klinik mit erheblicher Verdickung der rechten Euterhälfte
zugeführt.
Untersuchungsbefund. Die rechte Mamma des schweren
Arbeitspferdes fühlte sich sehnenhart an. Die über der Geschwulst be-
ändliche Haut war nicht verschiebbar. An ihr bemerkte man mehrfach
brichterförmige Einziehungen, die in Fistelkanäle führten
and aus denen sich tropfenweise Eiter herausdrücken ließ. In diesem
waren viele kleine, sandkornähnliche Gebilde enthalten, die durch ihre
hellgelbe Farbe sich von dem goldgelben Eiter sehr gut abhohen. Bei
der mikroskopischen Untersuchung wurden diese Körnchen als die typi-
schen Konglomerate der Traubenkokken erkannt.
l1.Operation. Dierechte Euterhälfte wurde im Zusammenhange
auf die übliche Weise exstirpiert. Sie wog 5 Pfund. Die Nach-
behandlung bestand in antiseptischen Waschungen. Nach 4 Wochen
ungefähr konnte Patient als anscheinend geheilt entlassen werden.
Verlauf. Ungefähr 1 Jahr später wurde dasselbe Tier der Klinik
noch einmal vorgestellt mit der Angabe, daß in der letzten Zeit die
linke Euterhälfte größer geworden sei und daß sich an der Ober-
üäche kleine Abszesse gebildet hätten. Die linke Mamma des mittel-
gzut genährten Pferdes war hart und beinahe um das Doppelte seines
normalen Umfanges vergrößert. Die Oberfläche wies eine unebene,
höckerige Beschaffenheit auf. Bei der Reinigung derselben spritzte
plötzlich gelblicher Eiter aus dem hinteren Teil des Euters hervor. Hier
hatte sich ein doppeltfaustgroßer Abszeß gebildet, der dem
Durchbruch nach außen nahe gewesen war und aus welchem sich jetzt
Vz Liter dickflüssiger Eiter entleerte. In diesem konnten ohne Schwierig-
keiten makroskopisch und mikroskopisch die Botryomyzesrasen
nachgewiesen werden. Am folgenden Tage entdeckte man einen weiteren
kleinen Eiterherd in der vorderen Drüsenhälfte, der ebenfalls eröffnet
wurde, Die Natur des Leidens, sowie die schwartigen und knotigen Ver-
lickungen, die als Produkte der chronischen KEuterentzündung entstanden
waren, ließen jedoch eine Rädikaloperation ratsam erscheinen.
2. Operation. Patient wurde dazu in Chloralhydratnarkose ver-
setzt, niedergelegt und in die Rückenlage gebracht. Durch zwei seit-
liche, bogenförmige Schnitte wurde sodann ein Hautstück isoliert und
die linke Euterhälfte, wo es ging, stumpf von seiner Umgebung
und den Bauchdecken abpräpariert. Der restliche, kindsarmstarke
Stumpf wurde mit dem Emaskulator abgetragen. Die umfangreiche
Öperationswunde wurde mit Tampons ausgelegt, die durch einige Nähte
durch die Hautlappen fixiert wurden, Am 4. Tage entfernte man die Tam-