Full text: Die Frauen und das politische Leben

13 
sich auch zur Forderung aller dieser Kulturbewegungen der 
Macht und des Einflusses des Staates in steigendem Maße zu 
bedienen versucht. Und wir fragen, wie stellt sich das Verhältnis 
der Frau zum politischen Leben unter diesem Gesichtspunkt dar? 
Es ist ein Satz, der gerade von den Gegnern der Frauen 
bewegung immer wieder in den Vordergrund gestellt und gegen 
die Frauenbewegung ausgespielt wird, daß Männer und Frauen 
fundamental verschieden seien und daß die fortschreitende Ent 
wicklung, Verfeinerung und Durchbildung ihres Wesens diese 
Verschiedenheit immer stärker zum Ausdruck bringen müsse. 
Wir akzeptieren diesen Satz- ja, wir haben es kaum nötig, 
ihn ausdrücklich zu akzeptieren, denn die große Mehrzahl, die 
eigentlichen Führerinnen der deutschen Frauenbewegung sind 
nie von einer anderen psychologischen Voraussetzung ausgegangen. 
Wir geben zu, daß in ihrer Stellung zur Kultur, in den An 
schauungen über das, was wertvoll ist, in der Abschätzung 
zwischen den Rechten des einzelnen und der Ordnung für die 
Gesamtheit, in der Beurteilung von Fragen des Familienlebens, 
der Schule usw., in der Bewertung des Gefühlslebens auf der 
einen, der Verstandesleistungen auf der andern Seite, daß in 
all diesen Dingen feine, aber fundamentale Unterschiede zwischen 
Mann und Frau bestehen, Verschiedenheiten der Auffassung, 
die summiert so etwas wie eine männliche Kultur auf der einen, 
eirie iveibliche Kultur ans der andern Seite ergeben. Wir gebcil 
ferner zu, daß diese Verschiedenheit der Anlagen und Wesensart 
sich verstärkt und entfaltet durch die besonderen Eindrücke, Er 
fahrungen und Anforderungen, die der Frau in ihrem spezifischen 
Lebenskreis entgegentreten. Aber lvir schließen aus dieser Tat 
sache gerade das Gegenteil wie unsere Gegner. Wir behaupten, 
daß die Interessen der Frauen ilicht von Männern vertreten 
werden können, so wenig, lote umgekehrt die Interesse» der 
Männer von Frauen vertreten werden können. „Wenn cs 
keine Geschlechtsverschiedenheiten gäbe", sagt Thomas Higginson 
ill seinem Buche ,Common Sense about Weinen 4 , „so würde 
das Unrecht, das den Frauen durch ihre politische Rechtlosigkeit 
geschieht, iveit geringer sein. Gerade weil ihr Wesen, ihre 
li
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.