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passende Rede! Ich habe es nicht an Liebe und Erbarmen
fehlen lassen und dich nicht im Feuer verbrennen lassen.
Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte der Strudel des Todes
dein Leben vernichtet und die Feuerflamme dich ver
brannt.“ Die Schlange sagte: „Ja, du hast es nicht an
Menschlichkeit fehlen lassen, aber sie war nicht ange
bracht und deine Güte hat einen Unwürdigen getroffen.
Du weißt, daß ich eine Quelle des Giftes und des Schadens
bin. Alle Tiere und besonders die Menschen fürchten sich
vor meinem Gift. Wenn du also einen so großen Schädling
nicht im Feuer hast umkommen lassen, so kannst du von
ihm als Belohnung jedenfalls nichts anderes als Unheil
und Böses erwarten, denn den Schlechten Gutes tun ist
ebensoviel wie den Guten Schlechtes tun. Vielleicht ist das
erstere sogar noch schlimmer. Mich zu töten,wäre für dich
eine religiöse Pflicht gewesen. Da du dem göttlichen Ge
setz und den Erfordernissen des Verstandes zuwider ge
handelt hast, so halte ich es für richtig, dich meinen
Stachel kosten zu lassen, damit diejenigen, die es hören,
sich abhalten lassen, dir zu folgen und sich dein Beispiel
als Lehre nehmen.“ Der Reiter sagte: „Du böser Unhold,
was für gottlose Reden führst du? Denke billig, in wel
cher Religion hat man wohl Böses als Vergeltung für eine
Wohltat als passend angesehen? Kein Verständiger hält
es für richtig, Gutes mit Bösem zu vergelten und selbst ein
ungläubiger Richter glaubt nicht, daß man Nutzen durch
Schaden vergelten darf.“ Die Schlange sagte: „Wie kannst
du leugnen, daß bei den Menschen und in eurer Religion
Gutes und Schlechtes, Wohltat und Böses als gleichwertig
gelten. Darum will ich auch, wie ich es von euch gelernt
habe, verfahren.“
y Wie sehr sich auch der Reiter bemühte, sie zu überzeu
gen, es glückte ihm nicht. Die Schlange rief: „Wähle, ob
ich zuerst dich stechen soll oder ob ich mit deinem Kamel
anfangen soll.“ Schließlich kamen sie überein, daß die
Schlange ihre Behauptung mit vertrauenswürdigen Zeu