Full text: Türkische Märchen

278 
gen beweisen und den Reiter zum Verstummen bringen 
solle, dann wolle er bereitwillig den Tod annehmen. Dann 
schaute sich die Schlange um und sah gerade einen Büffel 
in der Wüste weiden. Sie sagte: „Komm, Reiter, wollen die 
Schwierigkeit von diesem Braven lösen lassen.“ Der Ka 
melreiter und die Schlange gingen zu dem Büffel und die 
Schlange öffnete ihr giftspeiendes Maul und sagte: „Büffel, 
du wanderst nun so viele Jahre in der Welt herum. Was 
ist die Vergeltung für Wohltaten?“ Der Büffel antwor 
tete: „Bei den Menschen ist die Belohnung für gute Taten 
Undank. Um das zu beweisen, genügt folgendes: Ich bin 
bei einem Menschen schon so lange im Dienst, habe ihm 
jedes Jahr ein kräftiges Kalb geboren, habe ihm Milch 
und Butter geliefert, habe für seinen Unterhalt und sein 
behagliches Leben gesorgt, indem ich auf seinen Dank 
hoffte. Als ich alt wurde und ihm keine Kälber mehr 
schenken konnte, sorgte er nicht mehr für mich, vergaß 
das, was ich ihm vorher getan, und ließ mich einsam und 
allein in dieser Wüste. Als ich auf dieser Weide graste und 
wieder fett wurde, ging eines Tages mein Herr hier vor 
bei, schaute mich prüfend an und stellte meinen guten Zu 
stand fest. Als er sah, daß ich kräftig und fleischig war, 
kehrte er mit großer Freude nach Hause zurück, und am 
nächsten Tage kam er mit einem Fleischer zurück und 
verkaufte mich an ihn. Heute wird man mich ins Schlacht 
haus führen und mich schlachten. Das ist der Dank der 
Menschen für Wohltaten.“ 
Die Schlange sagte: „Da hast du gehört, wie die Men 
schen Wohltaten vergelten. Bereite dich nun zum Tode 
und erfülle dein Versprechen.“ Der Reiter erwiderte: 
„Nach unserem Gesetz genügt ein Zeuge nicht. Bevor 
nicht alle Erfordernisse erfüllt sind, hat der Urteilsspruch 
keine Gültigkeit. Die Schlange sah sich um, erblickte einen 
Baum und sagte: „Komm, wollen diesen Baum fragen. 
Wollen sehen, was er dazu sagt.“ Sie gingen zusammen zu 
diesem Baum und die Schlange fragte ihn: „Was ist die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.