Full text: Türkische Märchen

283 
„Wenn du mich wegen meiner Kraft und Stärke wählst, 
so ist der Wind in dieser Beziehung mir überlegen, denn er 
treibt mich dorthin, wohin er es will, und mein Wille ist 
ganz in seiner Hand.“ Der Mönch gab dies zu und wandte 
sich an den Wind. Er schilderte ihm die Schönheit seiner 
Tochter und erzählte die Geschichte von der Wahl des 
Schwiegersohnes genau wie vorher. Der Wind kam in Ver 
legenheit über diese Worte und sagte: „Wenn ich auch 
noch so mächtig und kräftig bin, so ist doch der Berg 
noch mächtiger, denn er steht fest und majestätisch. 
Meine Kraft macht gerade soviel Eindruck auf ihn wie 
der Ton einer Posaune auf das Ohr eines Tauben oder der 
Tritt einer Ameise auf einen harten Fels.“ 
Als der Mönch dem Berge seine Absicht auseinander 
gesetzt hatte, rief dieser mit lauter Stimme: „An Kraft 
und Stärke ist die Maus mir überlegen, denn sie nagt mich 
von allen Seiten mit ihren scharfen Zähnen an, macht in 
meinem Innern lauter Löcher und Nester und hat meine 
Brust und meinen Körper mit ihren erbarmungslosen 
Zähnen zu einem Sieb gemacht.“ Als das Mädchen dies 
hörte, regte sich in ihr ihre Herkunft und sie sagte: „Du 
sagst die Wahrheit, denn die Maus ist mächtiger als er, 
und eine Heirat mit der Maus wäre für mich das passend 
ste.“ Der Mönch war damit einverstanden und setzte einer 
Maus sein Anliegen auseinander. Die Maus fühlte infolge 
der Verwandtschaft Zuneigung zu ihr und sagte: „Ich 
wünsche mir schon seit langem eine Geliebte, die mir Ge 
fährte und Genosse sein könnte, aber da zwischen den 
Gatten Gleichwertigkeit vorhanden sein muß, so muß ich 
eine Gemahlin haben, die von meiner Rasse ist.“ Das Mäd 
chen sagte: „Das ist leicht. Der fromme Mann muß zu 
Gott beten, daß ich eine Maus werde und dich mit den 
Armen der Liebe umarme.“ Da der Mönch sah, daß auf 
beiden Seiten Zuneigung vorhanden war, so hob er seine 
Hände empor und bat Gott, sie wieder zur Maus zu machen. 
Sein Gebet wurde sofort erhört und der Spruch: „Jedes
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.