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„Wenn du mich wegen meiner Kraft und Stärke wählst,
so ist der Wind in dieser Beziehung mir überlegen, denn er
treibt mich dorthin, wohin er es will, und mein Wille ist
ganz in seiner Hand.“ Der Mönch gab dies zu und wandte
sich an den Wind. Er schilderte ihm die Schönheit seiner
Tochter und erzählte die Geschichte von der Wahl des
Schwiegersohnes genau wie vorher. Der Wind kam in Ver
legenheit über diese Worte und sagte: „Wenn ich auch
noch so mächtig und kräftig bin, so ist doch der Berg
noch mächtiger, denn er steht fest und majestätisch.
Meine Kraft macht gerade soviel Eindruck auf ihn wie
der Ton einer Posaune auf das Ohr eines Tauben oder der
Tritt einer Ameise auf einen harten Fels.“
Als der Mönch dem Berge seine Absicht auseinander
gesetzt hatte, rief dieser mit lauter Stimme: „An Kraft
und Stärke ist die Maus mir überlegen, denn sie nagt mich
von allen Seiten mit ihren scharfen Zähnen an, macht in
meinem Innern lauter Löcher und Nester und hat meine
Brust und meinen Körper mit ihren erbarmungslosen
Zähnen zu einem Sieb gemacht.“ Als das Mädchen dies
hörte, regte sich in ihr ihre Herkunft und sie sagte: „Du
sagst die Wahrheit, denn die Maus ist mächtiger als er,
und eine Heirat mit der Maus wäre für mich das passend
ste.“ Der Mönch war damit einverstanden und setzte einer
Maus sein Anliegen auseinander. Die Maus fühlte infolge
der Verwandtschaft Zuneigung zu ihr und sagte: „Ich
wünsche mir schon seit langem eine Geliebte, die mir Ge
fährte und Genosse sein könnte, aber da zwischen den
Gatten Gleichwertigkeit vorhanden sein muß, so muß ich
eine Gemahlin haben, die von meiner Rasse ist.“ Das Mäd
chen sagte: „Das ist leicht. Der fromme Mann muß zu
Gott beten, daß ich eine Maus werde und dich mit den
Armen der Liebe umarme.“ Da der Mönch sah, daß auf
beiden Seiten Zuneigung vorhanden war, so hob er seine
Hände empor und bat Gott, sie wieder zur Maus zu machen.
Sein Gebet wurde sofort erhört und der Spruch: „Jedes