Full text: Türkische Märchen

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der Krug oben auf einem Brett, und er saß darunter. Als 
er auf den Krug einscblug, zerbrach dieser, und das Öl und 
der Honig floß ihm über Haar und Bart. 
59. DER KÖNIG UND SEIN FALKE 
n alter Zeit lebte ein König, der die J agd sehr liebte. 
Dieser König batte einen Falken, der im Fluge jedes 
Wild einbolte. Der König liebte diesen Falken über 
die Maßen und fütterte ihn immer mit eigener Hand. 
Eines Tages jagte er mit ihm auf einer Wiese und plötzlich 
erschien ein Hirsch. Der König verfolgte ihn ohne Über 
legung mit größtem Eifer und ließ seinem leichtfüßigen 
Pferde die Zügel schießen. Es rannte so schnell, daß selbst 
der Morgenwind, der die Welt in einem Augenblicke 
durcheilt, es nicht einholen konnte. Infolgedessen blieb 
sein Gefolge einer nach dem anderen zurück und die Die 
ner trennten sich von ihm. Nach einiger Zeit war auch der 
Hirsch nicht mehr zu sehen, und der König mußte die J agd 
aufgeben. Da er von brennendem Durste gequält wurde, 
durcheilte er die Wüste, um Wasser zu suchen, nach allen 
Richtungen. Schließlich kam er an den Fuß eines Berges 
und sah, daß von dem Berge klares Wasser herabtröpfelte. 
Er nahm einen Becher, den er bei sich führte, und füllte 
ihn mit dem Wasser, das tropfenweise herabfloß, voll. 
Als er davon trinken wollte, schlug der Falke mit seinem 
Flügel an den Becher, so daß das Wasser ausfloß. Als der 
König ärgerlich den Becher mit vieler Mühe von neuem 
füllte und trinken wollte, geschah dasselbe wie vorher. 
Der König, von der Glut des Durstes gequält und zornig 
über das Betragen des Falken, schlug ihn zu Boden und 
tötete ihn. In diesem Augenblick kam der Steigbügel 
halter des Königs heran und fand den Falken tot und den 
König durstig. Er holte eine Feldflasche hervor, füllte den 
Becher und gab dem König zu trinken. Der König sagte: 
„Ich möchte von diesem Wasser haben, das von dem 
Berge herabtröpfelt, aber da es nur tropfenweise fließt,
	        
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