Full text: Türkische Märchen

2S8 
mehr Geld bei mir, als gerade für die Pilgerfahrt genügt. 
Wenn euch das genügt, so nehmt ohne Zaudern alles, was 
ich habe, aber laßt mich frei, damit ich die Pilgerfahrt be 
endige und meine Absicht erreiche.“ Die Räuber, die sich 
fürchteten, ihn am Leben zu lassen, beschlossen, ihn ohne 
Erbarmen zu töten. In seiner Not schaute der Arme sich 
nach allen Seiten um, und wie der Ertrinkende sich an 
einen Strohhalm klammert, so sah er überall nach Hilfe 
aus. In dieser Einöde war aber kein lebendes Wesen zu er 
blicken außer einer Herde Kraniche, die über ihnen durch 
die Luft flogen. Als Danadil sie hörte, rief er aus: „Ihr 
Kraniche, ich muß in dieser Wüste von den Händen dieser 
Räuber sterben und außer Gott weiß niemand etwas da 
von. Ich hoffe, daß ihr mein Blut nicht ungerächt laßt 
und mich an diesen Blutgierigen rächen werdet.“ Als die 
Räuber dies hörten, lachten sie und fragten ihn spöttisch 
nach seinem Namen. Auf seine Aussage, daß er Danadil* 
heiße, sagten sie: „Der Name paßt für dich gar nicht, denn 
wie kannst du Danadil heißen, wenn du nicht einmal weißt, 
daß die Vögel dich nicht verstehen? Für uns ist es ausge 
macht, daß du ganz dumm bist. Und einen Dummen um 
zubringen, ist keine Sünde.“ Sie töteten ihn und nahmen das 
wenige, das er bei sich hatte. Als die Kunde seines Mordes in 
der Stadt bekannt wurde, trauerten alle sehr um ihn und 
bemühten sich, die Mörder ausfindig zu machen. Schließ 
lich, nach langer Zeit, waren die Bewohner der Stadt bei 
dem Opferfest auf dem Betplatze vereinigt und die Mörder 
des Danadil waren auch dabei. Währenddessen flog eine 
Schar Kraniche über den Köpfen der Mörder und schrie 
so laut, daß die Leute in ihren Gebeten innehielten. Da 
sagte einer von den Räubern spöttisch lächelnd zu seinen 
Genossen: „Diese verlangen wohl das Blut des Danadil?“ 
Nach Gottes Fügung hatte einer von den Leuten aus der 
Stadt, der neben ihm stand, dies gehört. Er meldete den 
Vorfall dem Oberhaupt der Stadt und sofort wurden 
* Danadil bedeutet „Klugherz“.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.