Full text: Türkische Märchen

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damit er mich vor meinen Genossen ehre." Er setzte also 
den Fisch in einen Wasserbehälter und ging zum könig* 
liehen Palast. Nun war auf Befehl des Königs in dem 
Garten vor dem Schlosse ein Bassin aus Marmor gebaut 
und mit klarem Wasser gefüllt worden. Dort hinein hatte 
man Fische gesetzt und ein halbmondförmiges Schiff ge 
baut, um es auf der Oberfläche des Bassins schwimmen zu 
lassen. Jeden Tag, wenn der König Lust hatte, das Wasser 
und die Fische zu sehen, ging er an den Rand des Bassins. 
Als er hierbei beschäftigt war, kam der Fischer und zeigte 
diesen wunderbaren Fisch dem Könige. Dieser fand ihn 
sehr schön und ließ dem Fischer tausend Goldstücke an 
weisen. 
Einer von den Veziren, der dem König besonders nahe 
stand und daher offen seine Meinung äußern konnte, sagte 
zu ihm warnend: „Euer Majestät weiß, daß es im Meere 
viele Fische gibt und daß die Zahl der Fischer ohne Ende 
ist. Wenn die goldspendende Hand des Königs für einen 
Fisch tausend Goldstücke gibt, dann werden weder der 
Schatz des Königs noch sämtliche Steuern des Landes 
ausreichen. Es ist ja bekannt, wie hoch der Preis für einen 
Fisch ist, und wie hoch die Belohnung für einen Fischer 
sein darf. Das Geschenk muß dem Gegenstand entspre 
chend und die Belohnung der Arbeit gemäß sein.“ Der 
König antwortete: „Du hast zwar recht, aber, nachdem 
ich es einmal versprochen habe, muß ich auch mein Wort 
halten.“ Der Vezir sagte: „Ich habe einen Plan, so daß 
du weder wortbrüchig zu werden brauchst noch das viele 
Geld ausgeben mußt. Das Beste ist, man fragt ihn, ob der 
Fisch ein Männchen oder Weibchen ist. Je nachdem er 
dann angibt, sagt man: ,Geh und hole den Genossen, damit 
es ein Paar werde. Dann bekommst du das versprochene 
Geld/ Er wird dann stumm sein wie ein Fisch und mit 
dem wenigen, was er bekommen hat, zufrieden sein.“ 
Der König wandte sich zu dem Fischer und sagte: 
„Meister, ist dieser Fisch ein Männchen oder ein Weib
	        
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