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and drückte triumphierend die einstweilige Verfügung in meine
Hand*
- Es ißt mir überaus peinlich, dass ich Sie schon wieder
belehren laues. Auch auf der Strasse dürfen Sie mir eine
einstweilige Verfügung nicht zustellen. Steigen Sie in mein
Auto, wir fahren zu dem Präsidenten des Landgericht«, wo loh
gegen Sie Beschwerde führen werde.
Der Gerichtspräsident, fraglos ein ausgezeichneter
Jurist, hatte keinerlei Humor. Der Verfall war ihm schon
gemeldet, und er sagte frostig:
- Sie haben nach den Buchstaben des Gesetzes recht, wenn
Sie Ihre Beschwerde schriftlich wiederholen, wird der Gerichts«
Vollzieher seine Stellung verlieren. Aber die einstweilige
Verfügung ist Ihnen zugestellt.
Ohne Gruse stürzte ich aus dem Zimmer, denn ich hatte kein®
Zeit zu verlieren. Abends um acht Uhr war die Premiere an
gesetzt. Auf Antrag meines Anwaltes fand um fünf Uhr eine
mündliche Verhandlung über die " Rechtsgültigkeit der einst
weiligen Verfügung" statt. Ich sagte meinem Advokaten ganz
offen, dass mir dae Resultat dieser Verhandlung gleichgültig
ist, wenn nur die Verhandlung bis neun Uhr abends dauert.
Ein Kinderspiel. Um fftal Uhr nachmittags zog i&h in den
Gerichtssaal mit zwanzig Zeugen und acht Sachverständigen.
Reine Obstruktion war offensichtlich - aber dagegen war nichts
zu machen. ( Ausserdem hatte ich den tüohtigeren Anwalt)*
Um dreiviertelacht erhob ich mich, verbeugte mich höflich
vor dem Landgerichtsrat und sagte:
- Verzeihung, meine Herren, aber jetzt muss ich zur Premiere
gehen.
Das Urteil wurde erst am nächsten Morgen verkündet.
Die einstweilige Verfügung wurde derart abgeändert, dass