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Xoa studierte seine Visitenkarte mit einer Intensitaet, wie
ein glaeubiger Jude den Talmud.
- Seit fuenf fahren? liomer in Berlin?
Jetzt vmrde Gruenspaoh nervosa:
- Ja, seit fuenf Jahren. Und immer in Berlin.
- Bas verstehe ich aber nicht. Wenn Sie seit fuenf Jahren
in Berlin Anwalt sind, dann mueseten Sie wissen, das© die
Staatsanwaltschaft in der Alexanderstrasße ist. liier ist die
■i-ceniggraetzers tröste.
Es entstand eine lange Pause.
- Kcennten wiz* uns nicht in einer andern Tonart unterhalten?
- in jeder Tonart, die Sie anschlagen, Herr Kechtsanwalt.
Wenn Sie Staatsanwaltschaft sagen, muss ich Ihnen antworten,
auf welchem raschesten Wege Sie dorthin gelangen. Versuchen
Sie doch eine andere Tonart.
Gruenspaoh verliess nach einer Stunde das Hebbel-
Theater - als mein Anwalt. Er setzte ein wohluefcorlegtes
Moratorium hei allen Glaeubigern durch, und alle Glaeubiger
waren ihm hinterher dankbar.
Ich bin es heute noch.
Bas Bebbel-Tueater zu Berlin war mit einem i^osten-
aufwand von insgesamt anderthalb Millionen Goldmark fertig-
gestellt; ich selbst bezog ein jaebrlicbe« Gehalt von zwcelf-
tausend Merk; und Otto Brahm sagte "Herr Kollege" zu mir.
Bass ich mix nicht eine facht gekauft habe, bleibt
eigentlich unverstaendlich.