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Ganz besonders wichtig und unumgänglich notwendig ist die
mikroskopische Untersuchung bei dem sogenannten „chronischer!
Tripper", um festzustellen, ob eine wirkliche Heilung eingetreten ist.
Hat nämlich der Tripper einige Zeit bestanden, dann kommt es
sehr häufig zu einem Zustande, in welchem die Krankheitszeichen
scheinbar ganz verschwunden oder doch so unbedeutend sind, daß der
Patient von ihnen gar nichts mehr merkt. Schmerzen und Ab
sonderung hören auf; hier muß der Arzt durch mikroskopische
Untersuchung der kleinen im Urin schwimmenden Flöckchen fest
stellen, ob der Krankheitserreger noch vorhanden und eine Ueber-
tragung der Erkrankung dadurch möglich ist. Darum soll der
Patient sich nicht eher als gesund betrachten und nicht früher die
Behandlung aussetzen, als es der Arzt ihm sagt. Der Kranke selbst
kann es nicht beurteilen, ebensowenig irgendein anderer Laie.
Oft heilt der Tripper nicht ganz aus, sondern es bleibt ein
geringer Ausfluß zurück. Bei allen solchen Fällen muß eine ganz
besonders sorgfältige Untersuchung dieser Schleimspuren stattfinden,
um klarzustellen, ob es sich wirklich noch um einen ansteckungs
fähigen Krankheitsrest handelt (mit dem ein Mann z. B. nie und
nimmer heiraten darf), oder nur um einen harmlosen Katarrh, der
für andere nicht mehr gefährlich ist.
3. Die Syphilis.
Die Syphilis ist, wie schon erwähnt, die schwerste von den drei
Geschlechtskrankheiten. Sie beginnt gewöhnlich 2—4 Wochen
nach der Ansteckung in Form eines Knötchens oder Bläschens, aus
dem sich dann meist eine offene Wunde oder ein offenes Geschwür
entwickelt, das man als harten Schanker bezeichnet. Der
selbe tritt gewöhnlich an der Stelle des Körpers auf, an der das
Gift in den Körper eingedrungen ist, in der großen Mehrzahl der
Fälle also an den Geschlechtsteilen, weil die Ansteckung ja in der
Pegel bei Gelegenheit des Beischlafes erfolgt; in anderen Fällen
entwickelt sich der harte Schanker auch an den Lippen, den Fingern,
der Zunge usw. Er sieht oft wie eine ganz unscheinbare Haut