Full text: Die Sterblichkeit an Tuberkulose und Krebs in Wien im Jahre 1904 nach Berufen.

XII 
Bevölkerungsschichten von dieser Krankheit mehr bedroht sind als die 
höherstehenden. 
Ein Vergleich der Sterblichkeit an Lungentuberkulose mit der Ge 
samtbevölkerung für die einzelnen Berufsgruppen ist nicht ganz rein 
möglich, weil die Gruppe XVIII „Andere zur Industrie gehörige Personen 
ohne nähere Berufsangabe“ in der Sterhlichkeitsziffer zu hoch besetzt er 
scheint. Trotzdem ist aus der Tabelle auf Seite 82 die im Verhältnis zur 
Gesamtbevölkerung geringe Lungentuberkulose-Sterblichkeit der Berufs 
klasse „Handel und Verkehr“, dann der Berufsgruppen XXV und XXVI 
(Militär und öffentlicher Dienst), dagegen die höhere Lungentuberkulose- 
Sterblichkeit der Berufsgruppen VI, VII (Metallverarbeitung), XVII (Be 
kleidungsindustrie), XXVII (sonstige freie Berufe) und XVIII (von Renten 
und Unterstützungen Lebende), u. zw. sowohl bei der Gesamtzahl der 
Verstorbenen, als auch bei der Zahl der berufstätigen Verstorbenen, be 
merkenswert. Die Ursache der letzterwähnten Gleichartigkeit ist in dem 
großen Anteil der burufstätigen Personen an der Lungentuberkulose- 
Sterblichkeit zu suchen. 
Die bisher erwähnten Momente: Gefährdung der produktiven Alters 
klassen, der männlichen, berufstätigen, der Industrie angehörigen, in niederer 
arbeitender Stellung befindlichen Personen, sprechen sämtlich für die 
große soziale und wirtschaftliche Gefährlichkeit der Lungentuberkulose. 
Der in den letzten 14 Jahren bemerkbare Rückgang der Sterblichkeit an 
dieser Krankheit ist daher mit Freuden zu begrüßen und trägt infolge 
des großen Anteils dieser Krankheit auch zu dem in der gleichen Zeit 
beobachteten Rückgänge der Gesamtsterblichkeit bei. 
Ob der gesamte Rückgang der Lungentuberkulose-Sterblichkeit auf 
Tatsachen beruht oder Änderungen in der Diagnose (entzündliche Krank 
heiten der “Atmungsorgane, Hinzutritt anderer Krankheiten) mitgewirkt 
haben, kann aus dem vorliegenden statistischen Materiale nicht beurteilt 
werden. 12 ) 
Ein ganz anderes Bild bietet die Sterblichkeitsstatistik der Tuber 
kulose des Gehirns und seiner Häute. Ihr Anteil an der Gesamt 
sterblichkeit der Stadt Wien beträgt 2 3 / 4 °/ 0 und ist in stetiger Steigerung 
begriffen. 
Sie ergreift hauptsächlich das Kindesalter, nur vereinzelt die höheren 
Altersklassen, und ebenfalls vorwiegend das männliche Geschlecht. Die 
soziale Schichtung der daran Verstorbenen hat bei der geringen Zahl 
der Berufstätigen darunter keine Bedeutung, ebensowenig die Berufsgruppen- 
verteilune der verstorbenen Berufstätigen. Unter der Gesamtzahl der an 
Gehirntuberkulose verstorbenen Personen ragt der hohe Anteil der Berufs 
klasse „Industrie“ viel mehr als bei der Lungentuberkulose hervor, darunter 
besonders die Gruppe XVII „Bekleidungsindustrie“, daneben aber auch die 
Gruppen VI und VII (Metallindustrie), X (Baugewerbe) und XXI (Transport 
zu Lande.) 
ia ) Vergleiche darüber Teleky in der statistischen Monatsschrift, Neue Folge, 
NI. Jahrgang, S. 145 ff.
	        
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