womit die Angabe des Oedipus in Betreff des ihm selbst zu Theil gewordenen Orakels stimmt.
— Sstva xal Suax-rjva Tcpoüqxzvrj Xeyov,
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axXvjxov ivS'pcoTOi.ffi StiXoaotp.’ opäv,
90 V 6 .VC 5’ saotpnjv xoü 9 uxsuaavxoc xaxpoc (V. 791 ff. vgl. 995 f.).
In diesem Sinne führt auch Oedipus in dem zweiten Drama ( 0 . auf Kolonos V. 960 ff.)
seine Verteidigung gegen Kreon, indem er hervorhebt, dass die Götter, welche dem Ge-
schlechte wohl schon lange zürnten, bereits vor seiner (des Oedipus) Geburt dem Laius als
sein Schiksal verkündet hätten, durch Kindes Hand zu sterben, dass mithin aus solchem un
freiwilligen Thun kein Vorwurf für ihn abgeleitet werden könne.
Endlich bei Euripides lautet das Orakel (Phün. 18 ff).:
u.fj GTCtps xsxvou aXoxa 8atp.6vov ßia •
sl Y<xp xsxvcoastc raxtS’, araxxsvsx d o 9 UC,
xai, Ttä? aoe otxoc ßr|ffex<xt 8t atiraxoc.
„Mörder seines Vaters zu werden“ (Eur. Phön. 1602) das erscheint somit durchaus als p.otpa,
Verhängnis und Schicksal des Oedipus, des „jj.bptp.oc vEoc“- Dem Schicksal aber, dem ji.bpfftp.ov,
TOTtpopsvov kann niemand entfliehen, es ist unabwendlich: xo pbpctpov ou xap 9 uxxov (Pind. Pyth.
12, 30). Das ist ein Hauptsatz des griechischen Glaubens, der durch alle Zeiträume in den
mannigfachsten Formen wiederholt wird.*)
Nun hat man freilich behaupten wollen, dass bei Sophokles die Bedeutung des Orakels,
welches dem Oedipus zu Theil geworden, für die erste der beiden nach ihm benannten Tra
gödien eine andere sei, dass es hier nur den Sinn einer W arnung habe. Diese Ansicht hat
besonders Th. Kock in mehreren Programm-Abhandlungen eingehend und mit grosser Bered
samkeit verfochten.**)
Die einfache Aneinanderreihung der bezüglichen Stellen, wie sie vorhin ausgeführt ist,
dürfte schon genügen, die Haltlosigkeit dieser Annahme ins Licht zu setzen. Sophokles tritt
in der Form, die er dem Orakel gibt, gar nicht aus der Reihe heraus, es kehren auch bei ihm,
selbst im „König Oedipus“, die Ausdrücke potpa, XPX val i mmer wieder, und das Orakel hat
auch bei ihm durchaus nur die Form der Vorankündigung dessen, was geschehen wird, ge
schehen muss.
Kock beruft sich freilich auf die Orakelsprüche, welche dem Krösus zu Theil wurden,
als er sich zum Kampfe gegen Cyrus rüstete; aber gerade diese Orakel zeugen gegen ihn-
Allerdings sind sie Warnungen, aber das tritt auch in der Form deutlich heror. Kpotcoc "AX uv
5taßac psydXTjv äpx^v xaxaXuffet — man sieht, die Form ist hypothetisch: „Wenn Kr. den Halys
überschreitet, wird er ein grosses Reich zerstören“ — dagegen ist das Orakel des Oedipus
ganz apodictisch. Und das zweite Orakel des Krösus sagt geradezu, was er thun solle, um
seinem Sturze zu entgehen.***)
*) s. Nägelsbach, Nachhom. Theologie S. 145, welcher dies mit Beispielen aus Homer, Theognis, den Tra
gikern, Plutarch belegt.
**) Kock, Ueber den aristotelischen Begriff der Katharsis in der Tragödie und die Anwendung derselben
auf den König Oedipus. Elbing 1852—53. — Sophokleische Studien. Zweites Heft: Ein zusammenhängender Cont-
mentar zum König Oedipus. Guben 1857.
***) Im Uebrigen muss hier in Betreff dieser verschiedenen Orakelsprüche sowie in Betreff der eigen-
thümlich-rationalistischen Anschauung von dem delphischen Orakel überhaupt, welche Kock schon der Zeit des