Fabeln Uttv
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Philinde.
Philinde blieb oft vor dem Spiegel stehn?
Denn alles kann man fast den Schönen
Nut nicht de» Lrieb, sich selber gern zu sehn,
And zu bewundern, abgewöhnen.
Lies ist der Ton, aus dem die Männer sclimähn r
Doch, Mädchen, bleibet nur vor euern Spiegeln stehn.
Ich laß cs herzlich gern geschehn.
Was wolltet ihr auch sonst wohl machen?
Beständig tändeln, ewig lache» r
And stets nach den Verehrern sehn X
Dies wäre ja nicht auszustehn.
Genug, das schöne Kind, von dem ich erst erzählte.
Bespiegelte sich oft, und musterte das Haar,
And besserte, wo nicht das mindste fehlte,
Ihr Bruder, der ein Autor war,
Sah sic am Spiegel stehn und schmählte;
„Habt ihr euch noch nicht satt gesehn,
-»Ich geb cs zu, ihr seyd sehr schön;
„Doch sein Gesicht die ganze Zeit beschn,
^Verräth ein gar zu eitles Wesen.
Herr Autor, sprach sie, der ihr seyd,
Hebt mit mir auf; denn sich gern selber lesen,
And gern im Spiegel sehn, ist beides Eitelkeit,