Full text: Aufsätze, Reden und Briefe

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Nun war aber der Grund zur Budgetbewilligung nicht zu 
suchen in dien kleinen Zugeständnissen bei unserer Landtags 
tätigkeit, sondern der Grund, den wir angaben, war der: Wir 
haben im letzten Landtag eine wesentliche Erhöhung der Be 
amtengehälter und der Arbeiterlöhne durchgesetzt. Es ist 
nicht so, daß bloß Gendarmen und Staatsanwälte davon Nutzen 
haben, wie ein norddeutsches Blatt schrieb, es waren Tausende 
von Eisenbahnarbeitern, Wegarbeitern, von Bürodienern usw., 
lauter arme Teufel, Proletarier, die zu uns gehören und die 
wir gewinnen wollen und gewinnen können. Im einzelnen 
gewiß nicht Riesensummen, aber, wenn zum Beispiel die 
Weichensteller früher ein Anfangsgehalt von 600 und Höchst 
gehalt von 900 M. hatten, während sie jetzt ein Anfangs 
gehalt von 1000 und Höchstgehalt von 1400 M. haben, so 
werden Sie mit Recht sagen: Das sind immer noch erbärmliche 
Gehälter, aber für eine Arbeiterfamilie bedeutet das etwas 
und das werden die Genossinnen verstehen, wenn sie ge 
zwungen waren, bis jetzt mit 600 M. auszukommen und über 
Nacht wird ihr Jahresbudget auf 1000 M. erhöht. Wir haben 
es für wichtig, für durchschlagend gehalten, daß wir den 
Anteil der Arbeiter am Gesamteinkommen des Landes erhöht 
haben. 
Aber ich sage es ganz offen und Bebel hat es auch schon 
angedeutet, wir haben noch einen Grund gehabt, der durch 
schlagend war bei unseren Fraktionsberatungen. Wir haben 
diesen Grund bei den Erklärungen nicht mit angegeben, weil 
wir uns nicht für verpflichtet gehalten haben, unseren Geg 
nern die Motive unseres politischen Handelns) rnitzuteilen; Sie, 
Parteigenossen, haben einen Anspruch darauf, es zu hören. 
Wir haben in Baden eine parlamentarische Konstellation, 
wie sie wohl ziemlich selten vorkommt. Es besteht keine 
Mehrheit einer bürgerlichen Partei; wir zwölf Sozialdemo 
kraten sind das rote Zünglein an der parlamentarischen Wage 
und wir haben diesen parlamentarischen Zustand dadurch her- 
beigefühirt, daß wir bei den vorigen Landtags wählen 1905 
im zweiten Wahlgang den sogenannten Großblock bildeten, 
daß wir zusammengegangen sind, offen zusammengegangen 
mit den Liberalen aller Schattierungen, auch mit den National 
liberalen. Nun, Genossen, wir haben dadurch erreicht, daß 
das Land bewahrt geblieben ist vor einer klerikalen Mehrheit, 
die sonst unter allen Umständen eingetreten wäre und wir sind 
stolz darauf, daß wir das erreicht haben. Genossen, ich sage
	        
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