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von unserer Seite, auf eine Erklärung. Ich weiß nicht, da ich
mit meinen Freunden nicht darüber geredet habe, ob sie nicht
vielleicht dieser Liebenswürdigkeit, dieser Ueberzeugungsgabe
erlegen wären, wenn nicht Haase ihnen mit der gezückten
Resolution der 200 entgegengetreten wäre. Von dem Augen
blick an war es etwas Undenkbares, Unmögliches, daß irgend
einer der süddeutschen Genossen auf die Idee gekommen
wäre, zu sagen: Wenn Sie eine Erklärung wollen, sollen Sie
sie bekommen.
Heute sage ich Ihnen, wir haben selbstverständlich das
allergrößte Interesse daran, daß die Partei einig und ge
schlossen bleibt. Wir werden in jeder Richtung das Unsrige
tun, um dafür zu sorgen, daß das geschieht. Aber keiner
von Ihnen kann uns heute erklären, was geschehen wird in
den Budgetabstimmungen der nächsten Jahre, das ist eine
Frage der Verhältnisse. Das ist die Erklärung, die ich Ihnen
abzugeben habe. Ich hoffe, daß die Genossen, denen es ernst
ist mit der Einigkeit der Partei, nunmehr zur Arbeit gegen
den Feind übergehen.
Nach der Schlacht
Interview in „Le Peuple“ (Brüsseler Parteiblatt)
25. September 1910
Der Genosse Frank und etwa dreißig seiner Freunde
hatten, wie bekannt, den Parteitag verlassen nach der erinne
rungsreichen Nachtsitzung am Mittwoch, wo, nach dem ener
gischen Ausdruck von Richard Fischer, die Radikalen die Be
siegten mit Füßen getreten haben.
Keiner hatte ein dauerndes Wegbleiben beschlossen, das
der Vorläufer der Sezession gewesen wäre. Daran war glück
licherweise nicht zu denken, und Donnerstag fand sich die
badische Gruppe vollständig auf der Rechten des Sitzungs
saales wieder ein. Frank ist unter ihnen und scheint nichts
von seiner süddeutschen Heiterkeit verloren zu haben.
„Was werden Sie nach der Abstimmung dieser Nacht
machen?“ fragen wir uns. „Nichts“, antwortet er. „Unsere
Erklärung war vor dem Todesstoß abgegeben*), mit dem man
uns treffen wollte. Man scheint das nicht verstanden zu
haben, und es war doch klar und deutlich. Wir haben in
*) Die Resolution Zubeil.