Full text: Aufsätze, Reden und Briefe

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Wirklichkeit erklärt, daß wir das Unmöglichste machen wür 
den, um die Einheit zu erhalten und die Entscheidungen der 
Partei zu beachten, soweit sie mit der Nürnberger Resolution 
im Einklang stehen. Das ist doch klar.“ 
„Wirklich?“ 
„Ohne Zweifel. Die Nürnberger Resolution sieht doch 
vor, daß dem Budget in Ausnahmefällen zugestimmt werden 
kann, wenn nämlich seine Verwerfung ein schlechteres Budget 
zur Folge hätte. 
Das ist die Meinung unserer Auftraggeber, der Sozialisten 
des Großherzogtums Baden. Sie haben uns formell den Auf 
trag gegeben, diesen Grundsatz zu unterstützen, und nichts 
kann unsere Haltung ändern. Wir sind nicht allein sicher, 
daß, was die badische Frage anlangt, die eigentlich nur von 
denen behandelt werden sollte, die die Verantwortung für 
ihre Abstimmung tragen, die große Mehrheit der badi 
schen Sozialisten mit uns ist, sondern auch, daß die Ereig 
nisse dieses Kongresses ihr Vertrauen nur stärken werden. 
Die Rechtsverweigerung, deren Opfer wir sind, wird nur 
den Erfolg haben, die badischen Arbeiter aufzubringen.“ 
„Fürchten Sie nicht, daß ihre Erregung die Einheit der 
Partei gefährden wird?“ 
„Glücklicherweise nein“, antwortet Frank seufzend. 
„Sehen Sie, die Zeit ist nicht nur ein guter Arzt, sondern ein 
ausgezeichneter Lehrer, und wir haben Zeit. 
Die Frage wird erst von neuem in anderthalb Jahren 
an uns herantreten, denn Budgetabstimmung im badischen 
Parlament kommt nur alle zwei Jahre vor. In der Zwischenzeit 
können die Verhältnisse, die unsere Handlung bestimmt 
haben, sich ändern, und ähnliche können in anderen Regionen 
auftreten, wo man uns feindlich ist. Das würde ein sonder 
bares Schauspiel werden, wenn unsere preußischen und 
sächsischen Freunde die Verantwortung tragen müssen, die 
wir kennen. 
Außerdem ist die Frage nicht damit geregelt, daß man 
uns an die Wand drückt, sie wird das nächste Jahr in Würt 
temberg auftauchen, und keine Delegiertenerklärung kann die 
Tatsache zerstören, daß auf dem Kongreß mit einer Ausnahme 
alle württembergischen Delegierten mit uns gestimmt haben. 
Es ist zu hoffen, daß von jetzt ab in der Partei die Frage
	        
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