Full text: Aufsätze, Reden und Briefe

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das auch weiterhin tun. Aber eines darf vielleicht hervor 
gehoben werden. Wir hoffen, die Haupthilfe muß und wird 
uns kommen von den Engländern selber. Die Engländer sind 
nüchterne Rechner, und die Stimmen mehren sich, die in 
England gegen die auswärtige Politik des jetzigen Kabinetts 
sich wenden. Diese politischen Geschäftsleute sehen, daß 
England im Laufe der letzten Jahrzehnte den Wünschen der 
Vereinigten Staaten, den Wünschen von Rußland, von Italien, 
von Frankreich nachgegeben hat, um einer Schimäre nachzu 
laufen, und ich hoffe, daß der Druck der englischen Arbeiter 
schaft sich stark genug erweisen wird, um die englische 
Politik einzudrängen in einen Weg, wie wir ihn wünschen, 
in den Weg aufrichtiger Verständigung mit dem großen deut 
schen Volke. 
Ich sagte vorhin, daß wir die Regierung immer dann 
unterstützen, wenn sie für den Frieden eintritt, und wir hoffen, 
daß diese friedlichen Absichten sich überall in der Welt be 
währen werden. Wir erwarten namentlich, daß die paar 
hunderttausend Mark, die ganz versteckt und bescheiden für 
China angefordert werden, nicht im Laufe des Jahres sich zu 
großen Mehrforderungen entwickeln. Wir wünschen dringend, 
daß nicht etwa in China gegen das Volk, das jetzt seine Ver 
hältnisse zu ordnen im Begriff ist, Deutschland eine Aben 
teurerpolitik einleitet. Die Regierung kann auf diesem Gebiete 
nur dann gute, fruchtbare Arbeit leisten, wenn sie das Ver 
trauen nicht bloß einer kleinen Gruppe, sondern das Ver 
trauen möglichst des ganzen Volkes hinter sich hat, und da 
wäre vor allem notwendig, daß die Regierung mit einem 
deutlichen Ruck sich trennt von jenen alldeutschen Politikern, 
mit denen sie im letzten Sommer, wie es scheint, eine Art 
Geheim- und Rückversicherungsvertrag abgeschlossen hat. 
Das Ansehen der Leitung der auswärtigen Politik könnte nur 
gewinnen, wenn die Regierung aufklärt, wie es sich verhält 
mit den Widersprüchen zwischen den Behauptungen des Herrn 
Staatssekretärs von Kiderlen-Waechter und den Behauptungen, 
die von alldeutscher Seite in dem bekannten „Grenzboten“- 
Prozeß vorgetragen worden sind. Schließlich aber hätten all 
die Maßregeln, die die Regierung jetzt oder später plant, 
eine ganz andere Wirkung und ganz andere Aussicht, wenn 
gebrochen würde mit dieser überlebten und unheilvollen Ge 
heimniskrämerei. Diese veraltete Methode hat im Sommer Un 
heil angestiftet. Sie veranlaßt jetzt wieder, daß an Stelle von
	        
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