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An Dr. Monty Jacobs
Lieber Monty Jacobs! Mannheim, o. August 1914
Mein Landsturmjahrgang, der sich heute stellen mußte,
rückt noch nicht aus. Ich habe mich deshalb freiwillig!
gemeldet; — am Donnerstag, den 13. August, trete ich bei
dem Ersatzbat. des Rgts. 110 hier ein, — das in aller
nächster Zeit schon dem Regiment nachgeschickt wird. Hof
fentlich bewähre ich mich nach Ihrem Wort als „Landmann
unverbraucht“. Ich bin froh, diese seltsam große Zeit kämp
fend miterleben zu dürfen.
Mit vielen herzlichen Grüßen an Ihre Frau und Sie!
Ihr Ludwig Frank
An Ignaz Schlomer
Lieber Ignaz! Mannheim, 12 . August 1914
Schönen Dank für Eure Karte! Der Landsturm meines
Jahrgangs mußte sich letzten Sonntag zur Kontrolle stellen,
ist aber noch nicht einberufen worden. Ich selbst werde
morgen hier einge'kleidet — ich habe mich freiwillig an-
geboten. Ich halte es für nötig, durch die Tat zu zeigen,
daß unser Beschluß vom 4. August nicht unter dem Zwang
äußerer Umstände gefaßt wurde, — sondern innerlich be
gründet war. Ich bleibe vorerst hier. Sobald ich eine Feld
adresse habe, lasse ich von mir hören.
Viele herzliche Grüße an Dich und Else!
Euer alter Ludwig
An den Freiherrn von Bodman*)
Mannheim, 15. August 1914
Euer Exzellenz danke ich herzlichst für die große Freude,
die mir Ihre Worte bereitet haben. Ich bin glücklich, mit
kämpfen zu dürfen und so durch die Tat zum Ausdruck bringen
zu können, daß die internationale Idee zurückgedrängt ist,
durch die Realität einer begeistert-nationalen Arbeiterbewe-
& un £- Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebener
Dr. Frank
*) B o d m a n damaliger badischer Minister des Innern, hat
meines Erinnerns — sein Brief scheint vernichtet zu sein — Frank
unter Hinweis aul die im letzten Jahre heitigen politischen Gegen
sätze zwischen beiden für seine freiwillige Meldung gedankt.