Full text: Aufsätze, Reden und Briefe

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Stunde. Nicht in wehmütiger Abschiedsstimmung, sondern in 
trotzigem Zukunftsglauben geben wir heute die letzte Nummer 
der „Jungen Garde“ heraus. Und wir schließen mit dem Satz, 
mit dem am 1. April 1906 der erste Artikel unserer Zeitung 
begonnen hat: 
„Die sozialistische Jugendbewegung ist im Marsch, 
und keiner wird sie mehr aufhalten können.“ 
Die Vorläufer der Arbeiterjugend 
Die „Junge Garde“ 
„Arbeiter-Jugend“, 30. Januar 1909 
Die deutschen Arbeiter wurden durch die Kette des 
Sozialistengesetzes zusammengeschmiedet und mußten zu 
nächst alle in ihnen ruhende Energie für den politischen 
Kampf gegen das Ausnahmerecht zusammenfassen. Erst als 
diese Fessel gefallen war, wurden die Kräfte frei, die jetzt 
auf den verschiedensten Gebieten des wirtschaftlichen und 
geistigen Lebens sich rühren und so viele Organisationen 
mit frischem, proletarischem Geist erfüllen. Es erstanden und 
erstarkten die Gewerkschaften, die Genossenschaften und — 
zuletzt —- die Bildungs- und Jugendbewegung. Unsere aus 
ländischen Kameraden waren uns längst mit gutem Beispiel 
vorangegangen, ln Oesterreich, dem klassischen Lande des 
Kleingewerbes, führten die Jugendlichen schon unerschrocken 
und unermüdlich ihren Krieg gegen Lehrlingszüchterei und 
gegen Rückständigkeit der Fortbildungsschulen. In Bel 
gien, wo die reichen Muttersöhnchen sich durch Zahlung be 
stimmter Summen von der Erfüllung der Wehrpflicht los 
kaufen können, ist der Charakter des Heeres als einer Schutz 
truppe der Geldsäcke besonders leicht zu erkennen, und die 
„Junge Garde“ unserer Genossen leistete mutige Aufklärungs 
arbeit durch Reden und Flugblätter, die den Rekruten das 
Wesen des Militarismus erläuterten. Diese fremden Muster 
schwebten uns vor, als wir im Jahre 1904 anfingen, in Süd 
deutschland Vereine junger Arbeiter zu gründen, die sich 
bald zu einem Verbände zusammenschlossen. Wir wollten 
die Jugendlichen darüber belehren, welche Rechte und 
Pflichten sie in Werkstatt und Kaserne haben; wir ver-, 
sprachen, „tüchtige Mitstreiter zu erziehen für den Befrei 
ungskampf der Arbeiterklasse“. Aber daneben steckten wir 
uns noch ein drittes und sehr hohes Ziel: Wir suchten nach
	        
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