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Nachricht bestätigen. Eine Frau Arendt, geborene Koppen, aus
der Schellingstraße habe das Grundstück um diesen exorbitanten
Preis erworben, um dort zum Gedächtnis an ihre vor vier
Jahren verstorbene Tochter Cornelie ein wohltätigen Zwecken
gewidmetes, sehr umfangreiches Haus zu errichten.
Herr Schlegel setzte sich an den Stammtisch, aber sein ihm
sonst so mundender „Kutscher" schmeckte heute verdammt sauer.
Ei» aller, tauber General, ein boshaftes Luder, trank ihm zu
und schrie, als ob chm die ehrenvolle Aufgabe zuteil geworden
wäre, die ganze preußische Armee zu kommandieren:
„Prost, Herr Kommissionsrat!" und die übrigen Herren Ge
nerale und „hohen Tiere" fielen im Chor ein, daß die Fenster
scheiben nur so zitterten:
„Prost, Herr Kommiffionsrat!"
Auch das noch! Der glänzende Verkauf des Grundstücks, an
dem er nicht mehr beteiligt war, die verunglückte Himmelfahrt
nach einer der -Querstraßen der Friedrichstraße und nun noch
„Herr Kommissionsrat!" Ein bißchen viel auf einmal... pfui
Teufel!...
Ä^ährenddcffen hatte Frau Wilhelmine Schlegel, geborene
Gicfrbrecht, in ihrer aus sechs Stuben bestehenden Wohnung
herumhantiert. Sie hatte, wie es einer soliden Berliner Haus
frau zukommt, mit dem Schlüffclkorb am linken Handgelenk, im
Schlafrock, mit der Morgcnhaube auf dem Kopf, de» Staub
gewischt, hatte den großen „Trumeau" zwischen den Fenster»
noch einmal angehaucht und mit einem Lederlappcn abgerieben,
hatte die messingenen Ofentüren geprüft, ob sie auch „blitzblank"
wären, hatte dann nach dem üblichen „Trantsch", den sie der
Köchin machte, weil die schon wieder nicht die feiertägliche zwolf-
pfündige Kalbskeule genügend begossen hatte, sich auf eine halbe
Stunde in ihr Privatleben, das heißt in ihr Schlafzimmer,