41
rathen haben, ganz gleichgültig. Im Uebrigcn sei es ja bekannt, daß
der Kongreß unter polizeilicher Controlle tage. Wir haben Polizei
beamte hinter uns und Polizeispitzel auf der Gallerie.
Hasen clever erklärt, um Mißverständnissen vorzubeugen, daß
der Ausdruck „Polizeispitzel" sich nicht ans die überwachenden Polizei-
beamten beziehen könne, sondern auf Personen, welche sich unter
fremder Maske eingeschlichen: übrigens sehe Redner nur 4 Leute
auf der Gallerie, welche theilweise mit oder gegen ihren Willen
brave uild tüchtige Agitatoren für unsere Sache seien.
Der Congreß geht über diese Angelegenheit zur Tagesordnung über.
Es kommt nun zur Verhandlung Antrag 33 der Vorlage.
Hörig ist für Ueberweisung an das Centralwahlcomite; Dietz-
mann empfiehlt den Antrag, weil die Verhältnisse des Teltower
Kreises denen des 3. Hamburger analog seien. Geib hält die
Einrichtung für praktisch und betont, daß mit zwei Colporteuren in
Holstein schon der Anfang gemacht worden sei.
Der Antrag wird hierauf angenommen.
Ueber den Antrag 55 wird zur motivirten Tagesordnung über
gegangen, da es selbstverständlich, daß diesem Antrage gemäß ver
fahren werde.
Es koinnreir sodann die Anträge 8, 12, 14, 18, 20, 22, 23, 24,
25, 27, 30, 31, 32, 36, 40, 41 und 42 der Vorlage zur Verhand
lung ; dieselben finden alle außer 31 genügende Unterstützung. Ebenso
Anträge von O. stapelt bez. regerer Agitation für Stettin und
Umgegend, Pommern, Ost- und Westpreußen: Söhler bez. Agita
tion im ersten Braunschweiger Wahlkreise: von badischen Genossen
bez. der Anstellung Hackenberger's als stabilen Agitator; aus
Buch h o ltz sowie vondenDarmstädte r undS uh lerPartcigcnossen.
Die Debatte wird eröffnet.
Grillenberger weist darauf hin, daß er schon gestern betont,
man möge derartige Anträge nicht alle dem Comite überweisen,
sondern hier besprechen, damit der Congreß die Bedürfnisse der
einzelnen Kreise kennen lerne. Redner empfiehlt den Antrag der
Genossen zu Würzburg, denn es handle sich um zwei Wahlkreise,
welche gute Aussichten auf Erfolg bieten.
Auf Antrag Lingner's tritt der Congreß sofort in die Dis-
cussion über jeden einzelnen Antrag ein.
Kiefer empfiehlt die Annahme des Antrages 3.
Geib betont, es sei gestern schon hervorgehoben worden, daß
die Abgeordneten nicht im Stande wären, allen an sie gestellten
Anforderungen zu genügen. Außerdem müsse sich Redner ganz ent
schieden gegen den Abgeordnetcn-Cultus aussprechen: es sei eine
Beleidigung aller Redner, die nicht Abgeordnete sind, wenn man
stets nur Letztere zu Versammlungen haben will: zudcni seien wir
principielle Gegner des Pcrsonen-Cultus; derselbe sei aber leider
in Bezug auf die Abgeordneten der Masse geradezu anerzogen
worden, daher sei es höchste Zeit, daß dieser Cultus zerstört werde.
Im Uebrigcn sei auch Redner dafür, daß zuweilen ein agitatorischer
Streifzug durch Baiern arrangirt werde.
Der Antrag 8 wird hierauf unter Streichung der Worte „wo
möglich ein Abgeordneter" angenommen.