Full text: Protokoll des Socialisten-Congresses zu Gotha

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rathen haben, ganz gleichgültig. Im Uebrigcn sei es ja bekannt, daß 
der Kongreß unter polizeilicher Controlle tage. Wir haben Polizei 
beamte hinter uns und Polizeispitzel auf der Gallerie. 
Hasen clever erklärt, um Mißverständnissen vorzubeugen, daß 
der Ausdruck „Polizeispitzel" sich nicht ans die überwachenden Polizei- 
beamten beziehen könne, sondern auf Personen, welche sich unter 
fremder Maske eingeschlichen: übrigens sehe Redner nur 4 Leute 
auf der Gallerie, welche theilweise mit oder gegen ihren Willen 
brave uild tüchtige Agitatoren für unsere Sache seien. 
Der Congreß geht über diese Angelegenheit zur Tagesordnung über. 
Es kommt nun zur Verhandlung Antrag 33 der Vorlage. 
Hörig ist für Ueberweisung an das Centralwahlcomite; Dietz- 
mann empfiehlt den Antrag, weil die Verhältnisse des Teltower 
Kreises denen des 3. Hamburger analog seien. Geib hält die 
Einrichtung für praktisch und betont, daß mit zwei Colporteuren in 
Holstein schon der Anfang gemacht worden sei. 
Der Antrag wird hierauf angenommen. 
Ueber den Antrag 55 wird zur motivirten Tagesordnung über 
gegangen, da es selbstverständlich, daß diesem Antrage gemäß ver 
fahren werde. 
Es koinnreir sodann die Anträge 8, 12, 14, 18, 20, 22, 23, 24, 
25, 27, 30, 31, 32, 36, 40, 41 und 42 der Vorlage zur Verhand 
lung ; dieselben finden alle außer 31 genügende Unterstützung. Ebenso 
Anträge von O. stapelt bez. regerer Agitation für Stettin und 
Umgegend, Pommern, Ost- und Westpreußen: Söhler bez. Agita 
tion im ersten Braunschweiger Wahlkreise: von badischen Genossen 
bez. der Anstellung Hackenberger's als stabilen Agitator; aus 
Buch h o ltz sowie vondenDarmstädte r undS uh lerPartcigcnossen. 
Die Debatte wird eröffnet. 
Grillenberger weist darauf hin, daß er schon gestern betont, 
man möge derartige Anträge nicht alle dem Comite überweisen, 
sondern hier besprechen, damit der Congreß die Bedürfnisse der 
einzelnen Kreise kennen lerne. Redner empfiehlt den Antrag der 
Genossen zu Würzburg, denn es handle sich um zwei Wahlkreise, 
welche gute Aussichten auf Erfolg bieten. 
Auf Antrag Lingner's tritt der Congreß sofort in die Dis- 
cussion über jeden einzelnen Antrag ein. 
Kiefer empfiehlt die Annahme des Antrages 3. 
Geib betont, es sei gestern schon hervorgehoben worden, daß 
die Abgeordneten nicht im Stande wären, allen an sie gestellten 
Anforderungen zu genügen. Außerdem müsse sich Redner ganz ent 
schieden gegen den Abgeordnetcn-Cultus aussprechen: es sei eine 
Beleidigung aller Redner, die nicht Abgeordnete sind, wenn man 
stets nur Letztere zu Versammlungen haben will: zudcni seien wir 
principielle Gegner des Pcrsonen-Cultus; derselbe sei aber leider 
in Bezug auf die Abgeordneten der Masse geradezu anerzogen 
worden, daher sei es höchste Zeit, daß dieser Cultus zerstört werde. 
Im Uebrigcn sei auch Redner dafür, daß zuweilen ein agitatorischer 
Streifzug durch Baiern arrangirt werde. 
Der Antrag 8 wird hierauf unter Streichung der Worte „wo 
möglich ein Abgeordneter" angenommen.
	        
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