Full text: Protokoll des Socialisten-Congresses zu Gotha

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Proletariat vorhanden. Wir hätten daher dort ein reiches Agi- 
tationsfcld, welches aber erst dnrch das Wort bearbeitet werden 
müsse. Sei dies geschehen, so könne die Blattfrage in Erwägung 
gezogen werden. Redner habe bemerkt, daß sehr viele der Arbeiter 
deutsch verstehen, und also durch Vorträge in Versammlungen ge 
wonnen werden könnten; er beantrage aus den angeführten Gründen 
Uebcrgang zur Tagesordnung. 
Geib theiltmit, daßSeitcns einiger Genoffen in dcrProvinz Posen 
schon einzelne Drucksachen in polnischer Sprache zur Verbreitung 
gelangt seien. 
Kays er zieht seinen Antrag zurück; der Antrag Bebel aus 
Tagesordnung wird angenommen. 
Es folgt Antrag 81. — Kayser bemerkt zu demselben, daß 
im „Vorwärts" manche Artikel erschienen, welche für die massen- 
hafte Verbreitung geeignet, aber für eine Broschüre zu kurz seien, 
und daher mehrere zusammen herausgegeben werden müßten. 
Heinzel ist gegen den Antrag, weil jetzt schon so massenhaft 
Schriften vorhanden seien, daß sic kaum alle gelesen, resp. gekauft 
werden können. 
Hadlich betont, daß die Sache ihre besondere Schwierigkeit 
habe, weil man den Satz nicht immer lange stehen lassen könne. 
Nachdem Froh me gegen, Klemich für den Antrag gesprochen, 
wird Uebcrgang zur Tagesordnung beschlossen. 
Es folgt ein Antrag von P aschky, lautend : „Der Congreß möge 
beschließen, daß das Central-Wahl-Comite bei Len Localblättern dahin 
zu wirken habe, daß die Versammlungsannoncen der Partei billiger 
berechnet würden als andere Annoncen." 
Paschky empfiehlt den Antrag, weil die Localalätter wohl in 
der Lage seien, dies für die Partei leisten zu können. 
Rackow wünscht Ablehnung, weil der Antrag practisch nicht 
auszuführen sei. Der Preis sei abhängig von den verschiedenen 
Ortsverhältniffen. Der Congreß möge aber den Wunsch aus- 
sprechcn, daß die Genossen an den betreffenden Orten sich mit den 
Verwaltungen der bezüglichen Blätter verständigen. Der Antrag 
Paschky wird abgelehnt. 
Es folgt Antrag 97. — Otto molivirt denselben damit, daß 
bei der letzten Wahl diesbezüglich Unregelmäßigkeiten vorgekommen 
seien. In einem Flugblatt für den 8. schleswig-holsteinischen Wahl 
kreis, welches Redner zur Hand habe, befinde sich folgender Passus: 
„Hartmann will die militärische Dienstzeit nicht nur für die Söhne 
der Wohlhabenden, sondern für Jedermann beschränken. Auch der 
Tagelöhner, der Handwerker soll nrrr ein Jahr dienen." — Das 
Parteiprogramm wolle Abschaffung des Militarismus überhaupt, und 
wcmr man also nicht für die allgemeine Wehrpflicht und die Volks 
wehr eintrete, sondern nur für Beschränkung der Wehrpflicht unter 
dem heutigen System auf ein Jahr, so verstoße man gegen das 
Programm. Redner will, daß man unter allen Umständen die 
Forderungen des Programms unbedingt und unzweideutig aus unseren 
Flugblättern erkennen könne.
	        
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