77
Proletariat vorhanden. Wir hätten daher dort ein reiches Agi-
tationsfcld, welches aber erst dnrch das Wort bearbeitet werden
müsse. Sei dies geschehen, so könne die Blattfrage in Erwägung
gezogen werden. Redner habe bemerkt, daß sehr viele der Arbeiter
deutsch verstehen, und also durch Vorträge in Versammlungen ge
wonnen werden könnten; er beantrage aus den angeführten Gründen
Uebcrgang zur Tagesordnung.
Geib theiltmit, daßSeitcns einiger Genoffen in dcrProvinz Posen
schon einzelne Drucksachen in polnischer Sprache zur Verbreitung
gelangt seien.
Kays er zieht seinen Antrag zurück; der Antrag Bebel aus
Tagesordnung wird angenommen.
Es folgt Antrag 81. — Kayser bemerkt zu demselben, daß
im „Vorwärts" manche Artikel erschienen, welche für die massen-
hafte Verbreitung geeignet, aber für eine Broschüre zu kurz seien,
und daher mehrere zusammen herausgegeben werden müßten.
Heinzel ist gegen den Antrag, weil jetzt schon so massenhaft
Schriften vorhanden seien, daß sic kaum alle gelesen, resp. gekauft
werden können.
Hadlich betont, daß die Sache ihre besondere Schwierigkeit
habe, weil man den Satz nicht immer lange stehen lassen könne.
Nachdem Froh me gegen, Klemich für den Antrag gesprochen,
wird Uebcrgang zur Tagesordnung beschlossen.
Es folgt ein Antrag von P aschky, lautend : „Der Congreß möge
beschließen, daß das Central-Wahl-Comite bei Len Localblättern dahin
zu wirken habe, daß die Versammlungsannoncen der Partei billiger
berechnet würden als andere Annoncen."
Paschky empfiehlt den Antrag, weil die Localalätter wohl in
der Lage seien, dies für die Partei leisten zu können.
Rackow wünscht Ablehnung, weil der Antrag practisch nicht
auszuführen sei. Der Preis sei abhängig von den verschiedenen
Ortsverhältniffen. Der Congreß möge aber den Wunsch aus-
sprechcn, daß die Genossen an den betreffenden Orten sich mit den
Verwaltungen der bezüglichen Blätter verständigen. Der Antrag
Paschky wird abgelehnt.
Es folgt Antrag 97. — Otto molivirt denselben damit, daß
bei der letzten Wahl diesbezüglich Unregelmäßigkeiten vorgekommen
seien. In einem Flugblatt für den 8. schleswig-holsteinischen Wahl
kreis, welches Redner zur Hand habe, befinde sich folgender Passus:
„Hartmann will die militärische Dienstzeit nicht nur für die Söhne
der Wohlhabenden, sondern für Jedermann beschränken. Auch der
Tagelöhner, der Handwerker soll nrrr ein Jahr dienen." — Das
Parteiprogramm wolle Abschaffung des Militarismus überhaupt, und
wcmr man also nicht für die allgemeine Wehrpflicht und die Volks
wehr eintrete, sondern nur für Beschränkung der Wehrpflicht unter
dem heutigen System auf ein Jahr, so verstoße man gegen das
Programm. Redner will, daß man unter allen Umständen die
Forderungen des Programms unbedingt und unzweideutig aus unseren
Flugblättern erkennen könne.