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Hafselmaun bestritt in seiner Antwort, Fritzsche und Rackow gegen
über jene Erklärung abgegeben zu haben, und wurde die Angelegen
heit nun zur Verhandlung hier auf dem Congresse zurückgelegt.
Fritzsche erklärt, .hasselmann habe damals, wie angegeben,
die Probenummer der „Rothen Fahne" dem „Neuen Social-Demo-
krat" als Beilage beigeben wollen. Hasselmann habe die „Rothe
Fahne" als Flugblatt bezeichnet, und auf den Einwurf, daß sie ja
als Zeitung angemeldet sei, als Grund hierfür den billigeren Bezug
angegeben, und erklärt, daß nur 13 Nummern erscheinen sollten.
Es wurde von Rackow beim Centralwahlcomite angefragt, von welchem
dann die erwähnte Depesche einging. Daraufhin wurde von Hasfcl-
mann jene Erklärung verlangt, von diesem aber das in dem ver
lesenen Berliner Briefe Gesagte angeführt. Das; Hasselmann gerade
von einem mündlichen „Ehrenwort" gesprochen, wolle Redner nicht
behaupten; wohl aber habe er von seinem gegebenen Worte gesprochen.
Hasselmann. Er habe schon auf dem vorigen Congresse mit
Hartmann über sein^Project geredet; eine bestimmte Absicht auf
Fortsetzung nach den Wahlen habe er damals nicht gehabt. Ein
Concurrenzblatt des „Vorwärts" sollte die „Rothe Fahne" keines
falls werden; hätte sich dies herausgestellt, so würde er sie haben
eingehen lassen. Er habe sich nicht nach Hamburg gewandt, um Er
laubniß zur Herausgabe des Blattes zu erlangen, da er eine solche
nicht für nöthig gehalten, sondern um Adresse,; zu bekommen. Die
„Rothe Fahne" habe er erst später als Zeitung angemeldet, weil
sich dies als practisch empfahl, im Ucbrigen habe sic auch heute noch
mehr den Charakter eines Flugblattes. Redner habe sich berechtigt
geglaubt, als Redacteur des „Neuen Social-Demokrat" die „Rothe
Fahne" als Beilage, gegen Deckung der Kosten, zu geben; der
„Vorwärts" habe schon Blätter empfohlen, welche gar nicht auf
unserm Standpunkte stehen, und sei hierüber der Vorstand gar nicht
gefragt worden. Man habe von Berlin ans hinter Redners Rücken
nach Hamburg geschrieben; erst als die Packete mit der „Rothen
Fahne" aus Barmen angelangt waren, wurde erklärt, daß man sich
nach Hamburg gewandt habe. Das Telegramm von Hamburg blieb
über die bestimmte Zeit aus, und gab Rackow daher Anweisung, das
Blatt dem „Neuen Sozial-Demokrat" beizulegen. Erst Nachmittags
kam das Telegramm a», und war darin zum erstenmal von dem Er
scheinen der „Rothen Fahne" bis zu den Wahlen, worüber Redner
damals noch gar nicht nachgedacht habe, die Rede. Rackow habe
damals Redner mitgetheilt, daß die „Rothe Fahne" expedirt worden
sei; andernfalls hätte er dies mit Hülfe einiger seiner Berliner
Freunde seihst per Packet besorgt. — Ein solches Versprechen, wie
ihm zugemuthct würde, hätte er nicht gegeben, und würde ihm dies
auch garnicht eingefallen sein. Von einem mündlichen Ehrenworte
könne gar nicht die Rede sein, da er gar nicht zu der Zeit in Ham
burg gewesen sei; es könne also hier nur ein Mißverständniß vor
liegen. Erst, als Redner gehört, daß man gegen ihn mit der Be
hauptung agitirc, er habe fein Ehrenwort gegeben betreffs Eingehens
der „Rothen Fahne", sei er mit der erwähnten Erklärung in diesem
Blatte vorgegangen. Er habe sich damals an das Centralwahl-