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sichert seyn, daß es recht geschahe? Könnte ihn der Vor
leser nicht betrügen?
Doch er kann lesen, aber die Kenntniß, und die tiefe
Kenntniß der Grundsprachen der hebräischen, chaldäischen,
syrischen, griechischen und lateinischen! Großer Gott!
welche mühsame, und wenigen angemessene Zubereitung wird
zu Ihrem Systeme ersodcrt, Herr Cleant! damit man
endlich unter die Gläubigen gezahlt werde!
Nicht genug! Sie sollten auch, nach Ihren Grund-
saßen, die Originale, die eigentlich heiligen Bücher selbst
besitzen; und diese Originale, wie auch die ersten Copi-en
davon sind langst zu Grunde gegangen. Sie haben nichts,
«lö Abschriften von Abschriften; und wer weiß, von wem?
wer weiß, wie gemacht? und sind von keiner versichert, daß
sie mit gehörigem Fleiße copirt, mit gebührender Sorge
gegen die Urschrift gehalten, und von Jemanden, der das
nothwendige Ansehen gehabt hatte, wäre authentisirt wor
den.
Von manchen Büchern der göttlichen Schrift erman
geln sogar die Copieen, und man muß sich bloß an den
Uebersetzungen halten. Welche neue Schwierigkeiten! Die
ersten und vornehmsten Uebersetzungen sind eben in den
fremdesten und uns unbekanntesten Sprachen erschienen, und
wer bürgt uns über das für die gröbern Fehler, welche
beym Ueberseßen sehr gerne einschleichen?
Sie, meine Herren! rathen den Ihrigen die neuesten
Uebersetzungen in unsre Muttersprache ein, und verwerfen
die altern ohne Unterschied, gleich als wäre nicht eine jede
Uebers'Hung, zuerst in der gewöhnlichen Sprache des Vol
kes, für das sie gemacht wurde, herausgekommen; gleiche
als trüge die Neuheit den Charakter der Unfehlbarkeit an
sich; und gleich als wären Ihre jüngsten Ueberftßer wahr
haft aposts ifche und vom göttlichen Geiste überschattete
Mann r gewesen. Denn was die Wissenschaft, Treue und
rmermüdete G nauigkeit anbelangt, ist kein Grund vorhan
den, sie diesen znzuMuchen, und den altern abzusprechen.
Unterdessen steht unser gute 2t lji mit der Bibel iu der
Hand, noch immer unwissend und zweifelhaft, was er dm