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Und was werden diese uneinigen Herren zu ihrer Ent
schuldigung vorbringen, da sie selbst ihre eigenen Meynunr
, gen so oft abandern? Eine wunderliche, aber von der wie-
' derhohlten Erfahrung bewahrte Sache! Eben die, welche
die durchgängige Klarheit der Bibel mit der größten Hitze
vertheidigen, verstehen heute manche Stellen anders, als
sie dieselben gestern verstanden haben. Woher die Unbe-
! siandigkeil? Sehen sie bey gleich hellem Sonnenscheine nicht
z immer gleich? Oder sollen wir es einer Dummheit, oder
einer gewissen Wuth zuschreiben, der erkannten Wahrheit
zu widersprechen? Dieß wäre sehr unartig, und wir wollen
uns ko erwas nicht nachsagen lassen. Ww schließen viel
mehr aus demAeußerlichen auf das Innerliche, vom Werke
auf dre Gesinnungen, und halten fest dafür, daß sie in der-
glelchen Fallen gegen ihr eigenes Gefühl reden, und die
Dunkelheit der göttlichen Schrift, so lebhaft als wir, em
pfinden.
Es ist nicht anders. Man lese nur eine oder die an
dere Seite, und versuche überall den richtigsten Sinn zu
bestimmen. Es stoßen Schwierigkeiten auf, welche man
ohne fremde Beyhülfe nicht übersteigen kann. Schwierig
keiten in Ansehung der Gegenstände, die behandelt, und
S hwierigkeiten in Ansehung der Weise , womit sie behan
delt werden.
Die Gegenstände sind entweder Erzählungen der vergan
genen, oder Vorhersagungen der künftigen Dinge; Geheim-
niss des Glaubens oder Grundsätze der Sittcnlehrc. Wenn
nun schon die ersten und letzten großtentheils klar scheinen,
so sind doch di- zweyten und dritten desto dunkler, weil sie
vermöge ihrer innerlichen Beschaffenheit, entweder außer den
Grenzen unseres Gesichtskreises, oder über die Activitatö-
sphare unseres Verstandes liegen. Ja die Geheimnisse sind
I in eine so ehrwürdige Dunkelheit eingehüllt, daß cs Ver
messenheit ist, dahinter sehen zu wollen, und der Vorwitz
in Gefahr steht mit Blindheit geschlagen zu werden.
Die Weise, womit die Gegenstände behandelt werden,
vergrößert noch die Dunkelheit, und verdeckt vor unsern
Augen auch manchmal das Klare.