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Der biblische Styl — sagt matt — ist doch ziemlich
einfach.
Sey es; aber mit aller seiner Einfachheit ist er den
noch voll hebräischer Idiotismen, zweydeutiger Worte, zwei
felhafter Ausdrücke, verwirrter und abgebrochener Säße;
voll figürlicher Redensarten, ungewöhnlicher Gleichnisse,
poetischer Bilder, rednerischer Tropen und Metaphern; voll
nicht zusammenhangender Reden, halb oder gar nicht be
antworteter Fragen und anscheinender Widersprüche. Da
vermißt man die natürliche Folge der Dinge, dort die wirk
liche Ordnung der Geschichte, da die zureichende Bestim
mung des Objektes , dort die genügsame Unterscheidung des
eigentlichen oder uneigentlichen Wortverstandes. Bald ge
schieht der plötzlichste Uebergang von dem wörtlichen zum
mystischen Sinne, von den sinnlichen zu den geistlichen Ver
heißungen , von den zeitlichen zu den ewigen Strafen, von
der ersten zur zweyten Ankunft des Messias; von der Er
lösung des jüdischen Volkes ans der babylonischen Gefan
genschaft , und Wiederherstellung des hierosolymitanischen
Tempels, zur Erlösung des ganzen Menschengeschlechtes
aus der Dienstbarkeit der Hölle, und Stiftung der christ
lichen Kirche, von dem weltlichen Reiche Israels zum geist
lichen des Heilandes; bald bezeichnet ein Ding das andere,
und wo man am wenigsten eine Gleichheit vermuthet, trifft
man Vor- und Nachbilder an.
Es fiele nicht schwer, von allen diesen so mannichfalti-
gen Quellen der Dunkelheit überzeugende Beyspiele die
Menge anzuführen; aber ich rede mit Menschen, denen die
Bibel als ihre einzige Glaubensregel bekannt genug ist,
Und ihre Wahrheitsliebe, ihre Redlichkeit werden, wie ich
hoffe, meinen Worten ohne Anstand Gerechtigkeit wieder,
fahren lassen.
In der That sie laugnen auch der Schrift alle Dun
kelheit nicht ab, doch behelfen sie sich damit, daß sie die
dunkelern Stellen gegen die klarern halten, und beym hellen
Lichte dieser den ächten Sinn jener bestimmen, oder — be
stimmen wollen»