Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

standigkeit der Glaubcnsreqcl, den verbitten wir. Jene 
hangt lediglich vom Hauptzwecke ab, und diese gehört nicht 
mir zu den Bestandtheilen derselben. Nein! nicht um eine 
Regel des Glaubens und der Sitten zu seyn, ist sie eigent 
lich bestimmt, die Bibel; sie soll uns nur als ein brauch 
bares Werkzeug — wie ein Ermahnungsinstrument — zur 
Erhaltung und steten Verstärkung ixs Glaubens dienen, 
wozu wir schon eher auf dem Wege der mündlichen Ver 
kündigung gekommen sind, sie soll uns, mir Vorlegung 
mannichfaltiger Lehren, Beyspiele und Ermahnungen bald 
unterrichten, bald aufmuntern, bald trösten, bald schrecken. 
Ist dieses nicht die Endabsicht, welche wir aus den Wor 
ten der zween Apostelfürsten *), und selbst aus d r inn rli- 
chen Einrichtung der Schrift abnehmen? Denn warum ist 
sie nicht ein ununterbrochen fortgesetztes Werk? warum be 
steht sie aus so vielen und verschiedenen Theilen, auö Ge 
schichten, Weissagungen, Unterrichts-und Srrafreden,Psal 
men, Liedern, Sendschreiben — — ? warum erwähnt sie 
so vieler Dinge, die an sich zum christlicyen Glauben nicht 
gehören, sondern jetzt nur deshalben müssen geglaubt wer 
den, weil sie im Gegentheile so vieler anderer erwähnt, ohne 
deren Kenntniß es unmöglich ist ein vollkommener Christ 
zu werden? 
Darunter rechne ich zuvörderst die heiligen Sakramente, 
und was den rechten Gebrauch derselben betrifft, als wo 
von es abhangt, daß diese so vorrressichen Heilsmitlel, nicht 
entweder kraftlos oder gar schädlich,-und Ursachen des Un 
tergangs werden. EineötheilS leidet es keinen Zweifel, daß 
ihre Einsetzung das Vermögen aller Menschen, auch der 
Apostel übersteigt, und bloß allein von dem Goctmenschen, 
dem einzigen Urheber der Gnade und des Heils hersseßen 
kann, andern Theils aber erleuchtet uns darüber die Schrift 
*] So lange ick in dieser Hütte bin, achte ich es billig zu seyn, euch 
zu erwecken und zu ermahnen. 2. Petr. 1, 1;. 
Gehet da den zweyten Brief, den ich euch schreibe, womit ich euer 
aufrichtiges Gemüth durch Ermahnung erwecke. Ebend. 3, 1. 
Denn alles was geschrieben ist, ist zu unserer Lehre geschrieben, ba- 
mit wir durch die Gedult und den Trost Ider Schrift Hoffnung haben. 
Rom. 15, 4.
	        
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