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Liturgien, Katechismen und andere ausführlichere 7lbhand-
Innren von den geheimnißvollen GlanbenSwahrheiten erst
alsdann ans Licht, nachdem das Christenrhum schon fast
durch die ganze Weit ausgebreitet, die Ruhe der Kirche
Hergestellt, die heidnische Abgötterei) vertilgt, und hiemit die
Gefahr der Eitttheilung gänzlich verschwunden war.
Die Herren, welche die mündlichen Ueberlieferungen
ohne Ausnahme verwerfen, bemühen sich aus verschiedenen
Schriftstellen alles das herzuleiten, was uns von den Sa
kramenten zu wissen nothwendig ist. So z. B. schließen
sie auf die Nothwendigkeit der deutlichen Anrufung aller
drey göttlichen Personen aus den Worten deö Herren:
„Taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes, und
des heiligen Geistes."
Vergebens! Zu geschweige«, daß sich auf die meisten
aus den oben angeführten Zweifeln gar keine Stelle der
Schrift anwenden laßt, so reden doch diejenigen Texte, die
etwas zu beweisen scheinen, für sich betrachtet sehr dunkel.
Es ist wahr, Christus sagt: -, Taufet sie im Namen
des Vaters und des Sohnes, und des heiligen Geistes."
Aber woher wissen wir es, daß in diefeni Gebote zu tau-'
fcn, auch das and re eingeschlossen ist, bey der Taufhand
lung ausdrücklich diese Worte auSzusprechen: ich taufe dich
im Namen des Vaters und des Sohnes, und deö heiligen
Geistes? Der Herr sagt auch anderswo: „ wenn ihr et
was den Vater in meinem Namen bitten werdet, so wird
er eö euch geben."*) Und Paulus schreibt an die Ko
rinther **): „ ob ihr esset oder trinket, oder sonst etwas
thut, so thut alles zur Ehre Gottes." Daraus folgt doch
nicht, daß ich im ersten Falle ausdrücklich sagen müsse: „ich
bitte rnn dieses im Namen Christi," oder im zweyten:
„ich esse jetzt zur Ehre Gottes," sondern es kann dem
Gebote mir einem innerlichen Gedanken genuggethan werden.
So auch wird aus den Worten des Heilandes: „Wer
nicht aus dem Wasser und dem heiligen Geiste wieder ge
boren wrd, der kann in das Reich Gottes nicht eingehen,"***)
3 2»h. 16, 23.
**) 1. Kok, io/ 31,
***) 30h. ?/ 5-