Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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Härtesten Männer, Hilarius, Bafi liuS, Cyrillus, 
Ch r y so st o m u S, Hieran y >n u s, Augustinus 
ganze Jahre durchwachten, w il sie das Unglück hatten, 
vor dem sechszehnten Jahrhunderte geboren zu werden; von 
jenem- bestückten Zeitpunkte, wo es diesem wohlthätigen 
Genius beliebte, aus dem Himmel herabzusteigen, und den 
Erdbewohnern so ein göttliches Licht anzuzünden. 
Ja! Bs dahin war er unter den Juden und Christen 
unbekannt, dieser Privatgeist. Beyde hatten von jeher ihre 
Vorsteher und Lehrer, bey denen sie sich Raths erholten, 
Wenn über den Schriftv -rstand Zweifel entstunden, und 
beyde thaten es — die ediern Bewegringsgründe mit ein 
geschlossen aus billiger Furcht vor Ezechiels schreck 
licher Bedrohung: „Wehe den thörichten Propheten, die 
ihrem Geiste folgen, und nichts sehen." *) 
Aber die Juden beyseite. Daö Vorrecht gibt man nur 
dem nun Gesetz?. Wunderbar! Dem Gesetze, wo der 
bekehrte Petrus feine Brüder starken,**) wo er die Läm 
mer und Schafe weiden foü ? ***) Dem Gesetze, wo das 
Predigtamt bis zum Ende der Zeiten festgesetzt,****) wo 
die Stimme der rechtmäßigen Hirten selbst die Stimme 
Gottes ist?*****) Dem Gesetze, wo der göttliche Geist 
sein? Geschenk? so verschieden austheilt, und so wenig allen 
d Gabe der Auslegung, als jene der Wunderwerke ver 
leiht? ******) Dem Gesetze, wo sich nicht einmal die Apo 
stelfürsten für sich getrauten, ohne Zuziehung des Rathes 
der übrigen Apostel und Aelkesten der Gemeine, die prophe-' 
tischen Orakel zum Vortheil der Neubekchrren aus dem 
Heidenthume auszulegen?*******) 
Welche starken Gründe wider die Existenz des Privat- 
geisteö! Wie schwach hingegen sind jene, womit man die 
selbe bestätigen will! 
Z, B. West nach der Weissagung der zween Prophe 
ten, des Jsaiaö und Jeremias, der Herr selbst die 
*) Lzech. 13, 3, **) Luk. 22, 32. ***) Jvh. 2i, 1;. 
****') Tphbs. 4, ii —13. *#***•) 2uf n g , 0/ 16. 
*"**'*) 1. Kor. 12, 4- ii- *******) Axvstclgesch. 15, 16. rc.
	        
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