Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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zugleich wie ein Christ glaubte. Was sage ich, unwahr 
scheinlich? Schlechthin unmöglich ist eö. Die Sittcnlehre 
der Christen begnügt sich mit bloß menschlichen, bloß phi 
losophischen Handlungen nicht; sie begehrt übernatürliche, 
f und mit dem Glauben belebte Tugenden, die allein des 
göttlichen Beyfalls würdig sind; — denn wohl gemerkt — 
„ ohne den Glauben ist's unmöglich, Gott zu gefallen."*) 
Der Ausspruch ist klar genug, und leidet weder Aus 
legung, noch Verdrehung. Es ist also Thorheit; zu we 
nig, es ist Unsinn, außer dem Chrlstenthume den Weg 
deö Heils zu suchen. Und denen die Seligkeit zu ver 
sprechen, die Christum nicht kennen, oder seine Lehre 
nicht glauben, was ist es? Höflichkeit? Erbarmung? Men 
schenliebe?— Nein! Boshafte Schmeicheley, verdeckter 
Haß, abscheuliche Verratherey der Menschlichkeit ist e6. 
Wer konnte cS besser wissen, wie weit sich die Noth 
wendigkeit des Christenthumes erstreckte, als die ersten Ver 
kündiger desselben, die Apostel? Welche mühsamen Arbei- 
ten luden sie sich auf, welche beschwerliche Reisen unter' 
nahmen sie, welchen Lebensgefahren stellten sie sich bloß, 
welchen Qualen und Gattungen des Todes giengen sie un 
erschrocken entgegen, um das Evangelium allen Völkern 
zu predigen? Wozu alles dieses, wenn eine jede Religion 
zum Himmel führt? Und wie predigten sie eö? — Hier 
finde ich einen großen Unterschied zwischen den alttestamen- 
tischen Lehrern und den Gesandten dcS neuen Bundes. 
Jene verkündigen den Heiden auch manchmal das mosaische 
Gesetz, aber sie empfohlen cS ihnen nur immer als ein 
nützliches, nie als ein nothwendiges Mittel zur Seligkeit, 
diese hingegen, wie sie allen gesitteten und barbarischen Na 
tionen, Juden und Heiden, Griechen und Römern das 
Evangelium kundmachen, oder doch kund zu machen ver- 
4 langten; also stellten sie immer den thätigen Glauben an 
dasselbe, allen ohne Unterschied, ohne Ausnahme, als das 
einzige, und unumgänglich nothwendige Heilsmittel vor. 
„Wer nicht glauben will, der wird verdammt werden."**) 
*) H-br. ii, 6. **) Mark, ie, iS. 
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