Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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Von dem 
Indifferentesmus im engern Verstands 
?CDaö die menschliche Philosophie gleich von ihrer Geburt 
an erfahren hat und noch erfahrt, dieses hat auch die Vor 
sehung — aus Absichten, die wir nicht begreifen können, 
aber anbeten müssen — der göttlichen Religion begegnen 
lassen. Ich meyne die Zerfallung in viele und mannichfal- 
tige Secten *). Da fragt sichs nun: ist der Weg zum 
Heil, den wir im Christenchnme, und nur allein im Chri; 
stenthume zu seyn erwiesen haben, in allen Secten dessel 
ben anzutreffen oder nicht? Eine für uns höchstwichtige 
Frage: weil davon unser Glück oder Unglück für die ganze 
Ewigkeit abhangt. Aber auch eine Frage, die gleichfalls 
aus den oben angewendeten Grundsätzen deutlich entschiede» 
wird. 
Rousseau selbst nehme ich da zum Zeugen, denn so 
verstehe ich seine Worte, wenn er schreibt: „Unter so viel 
verschiedenen Religionen, deren eine die andere ausschließt, 
und verdammt, ist nur eine gut **)". Wollte der Himmel! 
der Philosoph hatte mehr dergleichen richtige Schlüsse ge 
macht, oder doch wenigstens diesen, nicht wieder mit witzi 
gen Sophismen vereitelt! 
Unter so viel hundert Secten, die sich christlich nennen, 
ist keine, die in gewissen Glaubenspunkten nicht allen am 
*) Der Verfasser bittet sich die Erlaubniß aus, dieses Wort zu ge 
brauchen, mit der förmlichen Bclheurung: er nehme es nur m 
seinem ursprünglichen Sinne, mvrnach es weder Lsb noch Habe! 
bedeute. 
**) E m i 1 e T. z. pag. 75,
	        
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