Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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Von der Toleranz. 
^N-o usseaus Verbannungsurtheil schreckt inich skeines 
wegs. Er mag immerhin alle die ans dem 'Staate 
verbannen, welche sich unterstehen zu sagen: außer der 
Kirche ist kein Heil. *) Ich lebe unter dem Schuhe der 
gottseligsten Dionarchen, ganz sicher und ruhig, die von 
dieser wichtigen Wahrheit selbst überzeugt sind, und aus 
ihrer Ueberzeugung kein Geheimniß machen, indem sie sich 
äußerst bestreben, die wahre christliche Religion, nicht nur 
mit den weisesten Gesehen, sondern auch mit den glänzend 
sten Beyspielen, nachdrücklich zu empfehlen. 
Aber ein paar Worte, Herr Philosoph! Dieser Ihnen 
so verhaßte Saß, ist er falsch, oder ist er wahr? Dieß — 
dächte ich — sollte zuerst ausgemacht werden,° oder we 
nigstens — weil Sie doch scheinen, gegen die Wahrheit 
! schon eingenommen - zu seyn — ein hinlänglichscheinendcr 
Beweis der Falschheit vor dem Endurtheile vorausgehen. 
Daß dieser Lehrsaß nur für eine theokrarische Regierung 
gut, und in allen übrigen Regierungöarten schädlich sey**), 
dieses ist ein willkührlicher Machtspruch, der weder etwas 
beweist, noch ohne neuen Beweis, kann gutgeheißen werden. 
Nun wo ist der Beweis? Aber merken Sie's wohl, 
es ist viel zu beweisen. Z. B. Es sey die Gleichgültigkeit 
gegen alle Gattungen der Religionen ein wesentliches Stück, 
ohne das keine weise Regierung der Menschen bestehe, die 
menschlichen Obrigkeiten seyen weder verbunden den achten 
*) Quiconque ose dirc, hors de l’Eglise point de salut, doit ctre 
chasse de l’Etat. Contr. Soc. liv. 4, ch. 8. 
**) TJn tel dogme n’est bon, que dans un Gouvernement Theocra- 
tique, dans tout autre il eit pernieieux- Contr, Soc, liv. 4. 
ch. 8,
	        
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