47
und redet von Jesuö kein Wort mehr.*) Aber die Apo
stel, wie bezeigten sie sich dabey? Sie berheuercen es öf
fentlich, daß sie sich einem menschlichen Befehle, welcher
dem göttlichen so gerade entgegenstünde, nicht unterwerfen
könnten, daß eö ihnen unmöglich wäre, so heilige Dinge,
die sie selbst mit eigenen Sinnen gefühlt hatten, nicht zu
verkündigen. **)
Dieses ist auch im gegenwärtigen Falle unsere Antwort,
wie könnten wir einigen Menschen zu Liebe schweigen, wo
unö die innerliche Ueberzeugung sowohl, als auch das
göttliche Gebot zu reden nöthigt?
Dieses ist die Kraft der Wahrheit. Den Geist, der
einmal von ihr lebhaft überzeugt ist, den laßt sie nicht
ruhen. Er soll sie bekannt machen, andern mittheilen,
und ihr neue Anhänger gewinnen. Je wichtiger die Fol
gen sind, desto heftiger wird dieser Trieb. Handeln wir
Unrecht, wenn wir ihm gehorchen? Wie oft müssen nicht
die schlimmsten Naturtriebe gewisse Handlungen der Phi
losophen beschönen?
Dazu kömmt hernach das göttliche Gebot der Nächsten
liebe, welches den besagten Trieb so mächtig unterstützt.
Wie? der Schöpfer will, daß wir vernünftige Geschöpfe
uns gegenseitig, wie Brüder lieben; daß wir ein jeder dem
andern, nach dem Maaße unseres Vermögens, Gutes
thun, und Uebels verhüten. Er laßt uns diesen seinen
Willen erstens durch das natürliche Vernnnstlicht kund
machen, daun durch seinen eingebornen und mitwesentlichen
Sohn bestätigen, deutlicher erklären, und dessen Beobach
tung, mit Verheißung der herrlichsten Belohnungen, und
mit Bedrohung der schrecklichsten Strafen betreiben; und
wir sollen nicht reden, um dem Nebenmenschen, unserm
Bruder, einen Irrthum zu benehmen, dessen schlimme
*) Und riefet» sie jii sich, und geboten ihnen, daß sie hinfuhr» von denk
Namen Jesus keineswegs reden, oder lehren sollten. A p o fr e l g e sch.
4. »s.
**) Urtheilt selbst, ob's vor dem Angesichte Gottes recht sey, daß wir
eug mehr als Gott gehorchen?. Wir können unmöglich das nicht
reden, was wir gesehen und gehört haben. Apo steige sch. 19-39.