Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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lichen Rsligionspflichten, in einem Irrthume stecken, so ist 
eben die Verfolgung des göttlichen Willens, mir dem Hasse 
Gottes unauflöslich verknüpft, und niemand hat das un 
endliche Gut mehr gehasst, dann Jesus Christus selbst, 
als welcher ans der Absicht vom Himmel gekommen ist, die 
Sünder zur Buße zu rufen, und alle verirrten Schafe zu- 
saminen in einen Stall zu bringen. Ist dieses kein Wi 
derspruch ? 
Eben so weit steht der letzte Saß des gcnsischen Bür 
gers von der Wahrheit ab: „ es ist unumgänglich noth 
wendig , sie entweder auf den rechten Weg zu führen, oder 
zu peinigen. " Nein! Herr Philosoph! Unumgänglich ist 
keines von beyden nothwendig. Genug! daß man sich, aus 
und mit christlicher Liebe, die Mühe gibt, ihnen durch 
Mittel, welche das Evangelium gutheißt, aus dem Irr 
thume zu helfen. Sind sie halsstarrig, und wollen sich 
den Irrthum nicht, nehmen lassen, so werden wir ihr Un 
glück bedauern, aber sie nicht peinigen. Wir erinnern uns 
gar zu wohl, daß Jesus Christus seine Jünger, wie 
Lämmer unter die Wölfe gesendet, und es sehr geahndet, 
daß sie Feuer vom Hinuuel herabrufen wollten, um die 
widerspanstigen S a m a r i t e r zu verzehren. 
Ueber das, die Peinigung welches unschickliche Mittel, 
Jemanden von der Wahrheit der Religion zu überführen? 
Sie, die Wahrheit wird desto leichter verkannt, je heftiger 
der Geist durch den schrecklichen Anblick der peinlichen 
Werkzeuge erschüttert, und daö Herz beunruhigt wird. 
Ich weiß wohl, welche Klagen in dein Stücke die 
Philosophen wider uns führen, und laugne es nicht, daß 
von unsrer Seite, manchmal ein Grund dazu ist gelegt 
worden. Allein dieses sind zufällige Mißbrauche, nicht 
nothwendige Folgen der Unduldsamkeit gewesen, wovon 
wir handeln, und — dem Himmel sey'6 gedankt, sie sind 
nun allenthalben, und durchaus getilget, diese Mißbrauche. 
Warum hört dann ihr ungestümmes Geschrey nicht einmal 
aus? Man sollte glauben, cö waren bey uns alle Gefäng 
nisse mit Menschen angefüllt, die anders denken, als wir, 
es würden wider sie aller Orten die Räder zubereitet, und
	        
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